Warum eine Langzeitreise?
Wir wollten einfach mal Urlaub machen, ohne auf die Uhr zu schauen und waren auf der Suche nach neuen Herausforderungen, vor allem mit dem eigenen Fahrzeug. Wir sind schon immer gern gereist und haben uns zum Teil ausgefallene Urlaubsziele ausgesucht: Island, Norwegen, Oman, Jordanien, Albanien, Bosnien, Kuba usw. Weiterhin verfügen wir über genügend Arbeitserfahrung, um die festen Anstellungen kündigen und danach auch wieder etwas Gutes finden zu können.
Warum Südamerika?
Im Grunde ist Südamerika zu weit weg für kurze Reisen. Selbst wenn man drei Wochen Urlaub am Stück zur Verfügung hätte, schafft man nur ein Land zu bereisen. Da lohnt es sich einfach mal länger zu bleiben. Zudem macht die visafreie Ein-und Durchreise für Deutsche das Reisen recht einfach.
Wir waren neugierig auf die unterschiedlichen Kulturen und die spektakulären Landschaften. Die meisten Länder haben noch dazu eine positive und stabile politische Lage.
Warum mit dem eigenem Fahrzeug?
Mit dem eigenen Fahrzeug ist ein deutlich flexibleres Reisen möglich, als z.B. mit dem Rucksack. Man ist stets eigener Herr und ist nicht auf Fahrpläne angewiesen. Man hat das eigene Bett immer dabei und ist braucht darum keine Hostals und fremde Betten. Man kann alles selbst entscheiden. Bei Übernachtungen und Ausflügen spart man dazu eine Menge.
Warum keinen Wagen kaufen oder mieten?
Uns war der hohe Zeit- und Kostenfaktor ein Fahrzeug vor Ort umzubauen, zu groß. Zudem ist es vorab schwer kalkulierbar. Spezialequipment ist in den Ländern teurer oder gar nicht vorhanden. Wir können Verschleiß- und Ersatzteile vorab einfach im Wagen mitnehmen. Das eigene Auto ist am leichtesten zu reparieren, weil man es schon kennt. Und auf die begrenzte Menge des Fluggepäcks ist man ebenfalls nicht angewiesen, da man im Auto alles mitnehmen kann was reinpasst.
Allgemein:
Wir brauchten ca. 7 Monate Vorbereitungszeit für:
/ Fahrzeugumbauten und -ausbauten
/ Diverse Recherchen wie Einreise, Klima, Verschiffung, Navigation, Sehenswürdigkeiten, Impfungen, Sicherheit, Route...
/ Zwischenmieter für die Wohnung suchen und finden
/ Privates Eigentum aus der Wohnung räumen und einlagern
/ Carnet de Passage - Reisepass fürs Auto organisieren
/ Beantragungen von internationalem Führerschein und Fahrzeugschein
/ Krankenversicherungen
Versicherungen:
Wir haben die deutsche Krankenversicherung gekündigt und statt dessen eine Anwartschaftsversicherung abgeschlossen. 2012 waren das ca. € 45,-- pro Monat. Mittlerweile (2019) sind es ca. 57 €. Man kann sich streiten, ob man diese auch tatsächlich benötigt. Im Grunde muss es jeder für sich selbst entscheiden. Dann kam natürlich eine Auslandskrankenversicherung dazu, die wir beim ADAC gemacht hatten. Auch eine Fahrzeugversicherung hatten wir abgeschlossen, für die Verschiffung bei Totalverlust und eine Haftpflicht vor Ort in ganz Südamerika.
Gepäck:
Unsere Packliste umfasste über 150 Positionen, u.a.:
/ Camping Equipment
/ Reiseapotheke
/ Sommer und Winterklamotten
/ Foto Equipment und Laptop
/ Festes Schuhwerk
/ Bergematerial
/ Viele Ersatzteile, Öle und Werkzeug, ca. 30 kg
Gesundheit:
Was die Gesundheit auf Reisen betrifft, muss man sehr viel bedenken:
/ Eine Höhenkrankheit kann bei zu schnellem Aufstieg ab ca. 2800 Höhenmeter auftreten
/ Ernährung: Risiko für Magen- und Darmerkrankungen
/ Malaria: in einigen Ländern in Höhen unter ca. 2000 Metern; nachtaktive Mücken
/ Dengue Fieber: tagaktive Mücken
/ Gelbfieber in Tropenregionen; Impfung für Einreise in Brasilien nötig
/ Hanta Virus in Chile
/ Tollwut: Übertragung durch Bisse
Karten, Reiseführer und Navigation
/ Für jedes Land Karten von ReiseKnowHow
/ Mindestens ein Reiseführer pro Land, meistens von ReiseKnowHow und von Dumont
/ Lektüren: „Mit dem Auto durch Südamerika“ von Sonja Nertinger
/ Panamericana Forum
/ Navigationsgerät von Garmin mit topographischen Karten und Eingabe von Koordinaten
Drei Möglichkeiten:
An sich gibt es drei Möglichkeiten, aus denen wir auswählen konnten, um unser Fahrzeug nach Buenos Aires zu verschiffen: RoRo (= roll on, roll off) und eine Kabine auf dem selben Schiff mieten. Das wäre die billigste Variante gewesen, allerdings ist der Nachteil an der Sache, dass man sich ca. 30 Tage auf See befindet. Das muss man schon mögen - darum haben wir uns gegen diese Variante entschieden.
Möglicheit 2 wäre RoRo, nicht auf dem Schiff mitfahren und statt dessen das Fahrzeug an der Enddestination abholen. Hat den Nachteil, dass die Fahrzeuge teilweise an Zwischenhäfen vom Schiff gefahren werden und darum hört man die abenteuerlichsten Geschichten. Von ausgeräumten Fahrzeugen, teils zerstörten Innenräumen etc. Das war uns wirklich zu unsicher.
Darum wählten wir Möglichkeit 3: Einen Container. Dieser stellt die sicherste Methode dar, leider auch die teuerste.
Ein 40 Fuß Container kostet ca. € 3.500,-- inkl. allen Gebühren pro Strecke. Aber das war es uns wert und wir mussten uns keine Gedanken um die Sicherheit unseres Landys oder seines Innenlebens machen.
Der Vorteil: Eine Halbierung der Kosten ist möglich, wenn sich zwei Fahrzeugen in einem Container befinden.
Und wie sieht es mit der Sicherheit aus?
Die Kommunikation mit anderen Reisenden hilft einem sehr viel dabei, unsichere und sichere Gegenden auszumachen. Auch helfen Einheimische oder die Polizei bei der Frage, welche Orte man meiden sollte.
Ein guter Tipp ist auch keine Nachtfahrten zu unternehmen, da in den südamerikanischen Ländern zum Teil sehr schlecht bis gar nicht beleuchtete Fahrzeuge unterwegs sind. Auch kann man Schlaglöcher oder den schlechten Zustand von Straßen nur schlecht erkennen. Wir haben wirklich versucht uns daran zu halten und haben nur 2-3 Nachtfahrten gemacht - aus der Not heraus.
Auch sollte man keinen Schmuck, Uhren oder teure Kleidung tragen und keine Wertgegenstände offen zeigen. Wir haben derartige Dinge erst gar nicht dabei gehabt.
Wertige Sachen wie Fotoapparat oder Telefone haben wir in einem speziellen Sicherheitsrucksack transportiert, der von Drähten durchzogen ist so, dass er nicht aufgeschlitzt werden kann.
Sehr wichtig ist natürlich die Wahl eines sicheren Schlafplatzes. Findet man einen solchen nicht, ist es oft auch möglich und sinnvoll sich bei Polizei, Feuerwehr, o.ä. hinzustellen.
Und allgemein die wichtigste Devise ist: bei mulmigen Bauchgefühl: NIX WIE WEG!