25.06.2021 von Meiky
Eine Verschiffung ist grundsätzlich nervig und es klappt auch nie alles zu 100%. Leider hat man manchmal keine andere Wahl, da einige Destinationen nicht von der Haustür aus zu erreichen sind. Zu C19 Zeiten ist es sogar noch schwieriger.
Verschiffungen und die daraus folgenden Kosten sind sehr teuer, was das Reisebudget von vorne herein gleich mal deutlich dezimiert. Folgende Kosten fallen an:
/ Verschiffung im Container oder RoRo
/ Zoll- und Hafengebühren sowie Bearbeitungsgebühren für den Agenten vor Ort
/ Versicherungen, wie „Total Lost“
/ Flug- und Übernachtungskosten
/ Und man darf nicht vergessen, dass man vom Hafen wieder weg muss, bzw. an der Destination zum Hafen wieder hin muss
/ Zum Schluss das ganze nochmal retour, außer man lässt das Fahrzeug auf dem Kontinent.
Es gibt zwei Möglichkeiten sein Fahrzeug zu verschiffen:
1.) Variante: Container
Im Container kann man sein Fahrzeug fast überall hin auf der Welt verschiffen. Man ist nicht zwingend auf Seehäfen angewiesen. Darum kommt es vor, dass beispielsweise viele Schweizer ab/bis Basel verschiffen. Der Container bietet die sicherste Möglichkeit. Man kann sein Fahrzeug selbst in den Container fahren. Wenn man es richtig anstellt und keinen „Arschloch Agenten“ vor Ort am Hafen hat, ist es auch möglich den Container selbst zu verplomben und ihn an der Destination wieder zu öffnen. Diese sicherste Variante ist leider auch die teuerste. Man könnte jedoch zwei Fahrzeuge in einem 40 Fuß Container verschiffen und sich dadurch etwa 30% bis 40% der Kosten sparen, da sie einfach geteilt werden.
Jetzt kann es noch an der Höhe des Containers scheitern. Hierbei ist dringend zu beachten, dass die Einfahrtshöhe durch den Türrahmen um 10cm kleiner ist, als der Container selbst:
/ Standard Container 20 Fuß, ca. 6 m Länge: Höhe innen 2,38m, Türöffnung 2,28m
/ Standard Container 40 Fuß, ca. 12m Länge, Höhe innen 2,38m, Türöffnung 2,28m
/ High Cube (HC) Container 40 Fuß, ca. 12m Länge, Höhe innen 2,69m, Türöffnung 2,58m
/ Leider sind kaum 20 Fuß-HC-Container im Umlauf, so, dass man fast sagen kann, es gibt keine
/ Die Breite von 2,35m sollte bei Reisefahrzeugen eigentlich kaum eine Rolle spielen
Reisefahrzeuge lassen sich aber immer etwas tiefer legen, mit folgenden Tricks:
/ Mit Spanngurten das Fahrzeug in die Federn ziehen
/ Luft aus den Reifen lassen und im Container den Luftdruck anpassen, sonst kann es zu Reifenschäden kommen
/ Kürzere Federn einbauen, bei einem Defender ist das an der Hinterachse sehr unkompliziert
/ Nur auf Felgen in den Container fahren. Wird aber nicht gerne gesehen, da die Böden aus Holz sind
/ Spezielle Containerräder, das sind eigentlich nur runde Alu- oder Stahlräder, die einen deutlich kleineren
Durchmesser als die Reifen haben
/ Wenn es nur ein paar Millimeter sind, reicht es aus, fünf bis sechs Hafenmitarbeiter ins Auto zu setzen
Unser Fahrzeug ist mit 240cm ideal für den High Cube; für den Standard Container müssten wir es 13cm tiefer legen; durch den Einbau von Originalfedern an der Hinterachse (nur 45 Minuten Arbeit) kommen wir bereits 8cm runter; zusätzlich 2-3cm, wenn man den Landy noch in die Federn zieht. Der Rest wird mit Verringerung der Luft in den Reifen bewerkstelligt. Ziemlich viel Arbeit, aber deutlich günstiger. So müssen wir keinen 40-Fuß HC bestellen, sondern nur einen 20 Fuß Standard Container, falls wir keinen Containerbuddy finden.
2.) Variante: RoRo
RoRo bedeutet „roll on - roll off“. Das Fahrzeug wird dafür nur im Hafen abgestellt. Die Türen bleiben meist offen, da der Schlüssel in der Zündung stecken bleiben muss. Eine fremde Person fährt das Fahrzeug auf das Schiff und lässt dort ebenfalls den Schlüssel stecken. Am Zielort angekommen wird das Fahrzeug wieder vom Hafenpersonal entladen und abgestellt. Nachdem die Autoliner viele Stopps auf ihren Strecken haben, kann es vorkommen, dass das Fahrzeug rangiert wird. Das Fahrzeug bleibt die gesamte Fahrt über offen und ist darum für die Crew und für das Hafenpersonal zugänglich. Außerdem hat die Besatzung auf See genügend Zeit die Fahrzeuge auch aufzubrechen. Grundsätzlich kann man sagen, dass bei RoRo Verschiffungen immer etwas geklaut wird, mal mehr und mal weniger!
Nicht alle Reisemobile passen aber in einen Container und so hat man keine andere Wahl, als in den sauren Apfel zu beißen. RoRo Verschiffungen sind dafür jedoch günstiger, als eine Verschiffung im Container. Die Kosten belaufen sich pro Kubikmeter und lassen sich bei Sea Bridge einfach berechnen.
Ein großer Vorteil ist es, wenn die Wohnkabine nicht mit der Fahrerkabine verbunden ist oder der Durchgang fest verschließbar ist. Dann kann alles in der Wohnkabine verstaut werden. Die Wohnkabine darf fest verschlossen sein und so erhält kein Mensch Zugang in den Wohnbereich. Durch die Anwendung von Gewalt kommt man natürlich überall hinein. Das ist aber eher selten und sehr abhängig von den jeweiligen Schiffen und Routen.
Man kann alles gut und sicher vorbereiten. Allerdings darf man nie vergessen, die Crew hat eine Menge Zeit, das Auto zu öffnen. RoRo bleibt immer die unsicherste Variante!
Allgemeine Informationen:
Bei einer Verschiffung muss das Fahrzeug eigentlich grundsätzlich leer sein, darf also keine „Personal Efeccts“ enthalten. Dies lässt sich natürlich nicht verwirklichen, daher spielt die Wahl der Verschiffungsagentur eine Rolle, die für Reisemobile mit den Reedereien spezielle Tarife aushandeln. Man einigt sich darauf, dass im Fahrzeug alles drin sein darf was man zum Reisen benötigt. Das macht es ein bisschen zur Grauzone, funktioniert aber. Selbstverständlich ist aber, dass keine verschreibungspflichtigen Medikamente, Alkohol, Gasflaschen, Waffen, Drogen, etc. mitgeführt werden dürfen.
Manche Verschiffungsagenturen, wie Sea Bridge sind sehr gut und zuverlässig, aber sehr genau mit den Einreise- und Transportbedingungen. Man darf eben keine Gasflasche im Auto transportieren, der Tank muss fast leer sein, etc. Wird eine Gasflasche mitgeführt, muss diese absolut leer sein. Manche Agenturen drücken da öfter mal ein Auge zu. Aber vielleicht ist das der Grund, warum Sea Bridge so einen guten Namen hat. Wir verschiffen über Caravan Shippers, da uns die Sache „mit dem Auge zudrücken“ mehr zusagte. Sea Bridge bietet aber leider keine Container Verschiffungen an.
Es ist empfehlenswert zu wissen, wie die weitere Route des Schiffes ist. Wenn das Schiff weiter nach Australien geht, müssen die Autos aus Europa begast werden, was gerne mal € 650, kosten kann. Derzeit gibt es nämlich einen für Australien „gemeinen Käfer“ bei uns. Alle Schiffe können über diverse Apps wie „Marine Tarrfic“ getrackt werden und man erhält alle Infos über das Schiff. Es wird die genau Position sowie die Ankunftszeit am Zielhafen angezeigt.
Natürlich kann man auch auf den Frachtschiffen mitfahren. Im Internet findet man dazu genügend Anbieter wie Frachtschiffreisen.net. Auf dem Selben Frachtschiff mitzufahren, auf dem auch das Auto transportiert wird, ist aber nicht ganz einfach und bedarf viel Recherche. Nicht auf allen Strecken und auf jedem Schiff dürfen Privatpersonen befördert werden. Auch darf man sich das Ganze nicht wie eine romantische Kreuzfahrt vorstellen. Es handelt sich um zweckmäßige Frachtschiffe, die sehr einfach eingerichtet sind. Auch beim Essen auf den Schiffen verhält sich das so. Günstig ist die Sache zu dem nicht, man sollte mit ca. € 60,- bis € 80,- pro Nacht und Person rechnen. Bei einer Dauer von ca. 25 Tagen könnte man für den Preise auch gut in der Business-Class hinterher fliegen. Auf alle Fälle wäre eine Mitfahrt mit Abstand die nachhaltigste Variante.
Bei der Reederei Grimaldi nach Südamerika, ist es einfacher mit demselben Schiff wie das Auto mit zufahren. Auf diesen Schiffen gibt es immer ein paar Kabinen für max. 12 Personen, aber kein Telefon, kein Internet und kein Arzt. Da es aber nur wenige Kabinen gibt, muss man mindestens 6 Monate im Voraus buchen. Pandemiebedingt ist das Mitreisen auf Frachtschiffen gerade für längere Zeit untersagt, vermutlich bis Ende 2023.
Wir entschieden uns dieses Mal für RoRo. Warum sollte man nun aber ein containertaugliches Fahrzeug RoRo verschiffen? Diese Frage stellten wir uns natürlich auch.
Aus den folgenden Gründen wurde es eine RoRo Verschiffung:
/ Wir sparen uns fast € 1.800,- (kein Container Buddy so kurzfristig gefunden)
/ Das Schiff fährt ab Europa nonstop durch und hält erst wieder in Port Elisabeth
/ Das Transportunternehmen ist Höegh Autoliners, die nur Fahrzeuge transportieren
/ Laut Höegh Autoliners gibt es keine wechselnde Crew und gute Bezahlung
/ Wir können den Fahrerbereich unserer Wohnkabine zu 100% sicher verschließen
/ Wir verpackten alles in Kisten und versahen diese mit Schlössern
/ Alle Kisten, Ersatzreifen und Anbauteile sind in der Wohnkabine, welche ebenfalls mit Schlössern gesichert sind
/ Die Wohnkabine muss erst wieder beim Zoll vor Ort, bei der Anwesenheit des Eigentümers geöffnet werden
/ Im Fahrerbereich bauten wir Autoradio und alle Zusatzinstrument aus, so, dass die Fahrer oder die ungebeten
Gäste nur eine vollständig leere Fahrerkabine vorfinden und hoffentlich nichts klauen können.
FAZIT: Bei unserer RoRo Verschiffung ging fast alles gut. Wir beklagen ein aufgebrochenes Fenster, das jedoch gut repariert werden konnte. RoRo wollen wir nicht mehr verschiffen. Weniger wegen dem Fenster - immerhin fehlte nichts - aber zu groß ist die Ungewissheit und die Nerven liegen bis zur Abholung blank. In Zukunft wird ausschließlich mit einem Container verschifft. Egal, wieviel es kosten mag! Wir empfehlen jedem zu 100 % sein Fahrzeug im Container zu verschiffen.
Bei größeren Fahrzeugen muss der Durchgang zwischen Fahrerhaus und Wohnkabine, fest verschlossen werden. Empfehlenswert ist es zudem die Fenster und Dachluken von außen mit Blechen zu vernieten, so, dass diese nicht aufgebrochen werden können.