Südafrika – es läuft nicht immer rund!

20.08.2021 von Meiky

Das Hauptweinanbaugebiet erstreckt sich zwischen Stellenbosch und Franschhoek und es herrschte noch immer Lockdown Level 4. So, dass Weinproben untersagt waren. Also begaben wir uns auf eine kulinarische Reise und besuchten zwei tolle Restaurants zum Mittagessen: das große Weingut „La Motte“ und am nächsten Tag das wesentlich kleinere, wie der Name schon sagt „Le Petit Ferme“. Essen und die Aussicht waren beide Male erstklassig. Nachdem wir beide keine großen Weintrinker und -kenner sind, uns gutes Essen lieber ist, waren wir sehr versöhnlich, dass Weinproben nicht möglich waren. Gemacht hätten wir trotzdem gerne eine.

Nach drei Tagen zogen wir weiter Richtung Norden und entschieden uns auf Neben- und Schotterstraßen den direkten Weg zu den Cederbergen zu nehmen. Den Frühling konnte man schon erahnen und vereinzelt ließen sich bereits die ersten Wildblumen blicken. Wir fuhren zum gleichnamigen Nationalpark, machten Fotostopps und mopsten uns Mandarinen und Orangen die neben der Straße wachsen.

Wir entschieden uns für den Campingplatz Sanddrif, da dieser den Startpunkt für eine der spektakulärsten Wanderungen in Südafrika darstellt. Leider hat Micha beim Bergabgehen desöfteren Knieprobleme, so dass ich sie schon zwei Mal die letzten zwei Kilometer einer Wanderung tragen musste. Wenn ich also das Wort „Wandern“ ausspreche, überhört sie es gerne, beim zweiten Mal verdreht sie die Augen und beim dritten Mal kommt nur die Frage: „Wie viele Kilometer und Höhenmeter sind´s denn? In diesem Fall waren es sieben Kilometer und etwa 700 Höhenmeter, einfach. Daraufhin die schnelle Antwort: „Das kannst Du schön alleine machen:“ Gesagt, getan. Am nächsten Tag lief ich entspannt um 08:15 Uhr mit Daunenjacke los, schließlich waren es im Tal noch zwei Grad unter Null. Gleich auf den ersten Kilometern begann der steile Aufstieg zu den senkrecht herabfallenden Bergfelsen. Dort hat man die Wahl durch den „Narrow Crack“ oder durch den „Wide Crack“ auf das Plateau zu gelangen. Für den Aufstieg entschied ich mich für den Narrow Crack. Ich wusste wie der Name Narrow Crack schon verriet, dass es die einen oder anderen Engstellen geben würde. Aber ich konnte mir darunter nicht viel vorstellen und ich hatte zudem Schwierigkeiten, den Weg zu finden, bis ich in einer Felsspalte festklemmte. Es ging nicht mehr vorwärts und nach weiteren fünf bis zehn Minuten Suchen fand ich den richtigen Einstieg. Der enge Felsbruch war an einigen Stellen wirklich sehr eng, so, dass man diese nur ohne Rucksack passieren konnte. Also Rucksack in die linke Hand und Kamera in die Rechte und weiter ging´s. Durch den Narrow Crack zu wandern ist wirklich sehr spektakulär, leider kann man die Ausmaße auf den Fotos auf Grund fehlender Referenz nicht wirklich gut sehen.

Auf dem Plateau angekommen war die Wegfindung über die kleinen Steinmännchen ebenfalls nicht leicht zu finden. Vielleicht sind wir aber auch nur durch den DAV verwöhnt. Auf MapsMe ist der Track sehr gut abgebildet, aber man möchte ja nicht ständig aufs Handy glotzen. Es kam auch erschwerend hinzu, dass es sau glatt war. Durch die überfrierende Nässe hat´s mich gleich zweimal richtig auf den Hintern gelassen. Aber als Einziger bei Sonnenschein auf dem, durch den Schneefall der letzten Nacht leicht eingezuckerte Plateau, war herrlich. Die restlichen vier Kilometer zum Wolfsberg Arch waren dann einfach zu gehen.

Auf dem Rückweg traf ich ein Pärchen, das die Wanderung nur unternahm, um auch mal Schnee anzufassen. Echt witzig, für einen ist es Schnee und für den andern nur besserer Raureif! Beim Rückweg wollte ich durch den „Wide Crack“ und ging durch diesen wieder hinunter bis ich zu einer Stelle kam, an der ich - allerdings mit Rucksack – ebenfalls in der Felsspalte festklemmte. Also Rucksack wieder ausgezogen und sich nackelnd nach vorn durch die Felsspalte durchgequetscht. Irgendwann spuckte mich der vermeidliche Wide Crack wieder aus und erst da erkannte ich, dass es drei Durchstiege gegeben hätte: Der Wide Crack wäre mittig gewesen.

Vor der Wanderung muss man sich ein Permit an der Rezeption des Campingplatzes kaufen, da nur 100 Personen pro Tag die Wanderung starten dürfen. An Wochenende und wenn es natürlich nicht arschkalt ist, sind die Permits sehr schnell ausverkauft. Eine weitere schöne Wanderung zum Maltesers Cross gibt es dort auch, aber nachdem ich auch ein Wandermuffel bin, war ich mit der Wanderung zum Wolfsberg Arch vollkommen zufrieden, die ich übrigens auch dringend jedem weiter empfehle.


Jetzt kommt die Pechsträhne:

Wir fuhren in den Cederbergen los und bemerkten, dass die hinteren Bremsbeläge bis auf das Blech abgenutzt waren. Eigentlich viel zu früh, die hatten erst etwa 25.000 Kilometer runter. Kein Problem, dachte ich mir. Ersatz haben wir dabei. Ich durchsuchte die Ersatzteilkiste einmal, dann ein zweites Mal. Dann andere Stellen, wo Ersatzteile deponiert waren und musste feststellen, dass die Bremsbeläge wahrscheinlich noch zu Hause im Keller liegen. Das eigentlich „nicht“ lustige daran ist, dass man aus Fehlern offenbar nicht lernt. Genau das gleiche ist uns auch schon in Südamerika passiert. Also ging es 600 Höhenmeter mit wenig bremsen zurück ins nächste Dorf Clanwilliam. Dort waren Bremsbeläge zufälligerweise in einem kleinen Ersatzteillager vorhanden und wurden gleich montiert.

Die Fahrt ging weiter durch die Cederberge an Felszeichen, Höhlen und Wuppertal vorbei. Auf dieser Strecke habe ich dann auch noch meinen kleinen Kochtisch verloren. Wir entschieden uns am Abend nachdem wir es bemerkt hatten, die sehr schlechte 4x4 Piste nicht zurück zu fahren. Der Materialwert lag bei etwa € 8,- aber der emotionale Wert nagt doch ordentlich, da meine Schwester mir beim Bau behilflich war.

Vom Sevilla Art Rock nach Nieuwouldtville bemerkte ich dann auch  noch ein großes Spiel in der Lenkung. Kurzer Check, Resultat: Beide Spurstangenköpfe waren hinüber. Diese waren aber als Ersatzteil tatsächlich im Landy zu finden und glücklicherweise nicht im Keller. Getauscht waren sie auch recht schnell. Trotz genauem Messen mit Zollstock war aber die Spur vollkommen verzogen. Das Begradigen der Spur wird eigentlich auch auf einer Hebebühne mit einem Laser vermessen.

An diesem Tag reparierte ich auch gleich den Dachträger, der an einer Stelle gerissen war. Beim Anfertigen des Bleches ist mir trotz Schutzbrille ein Metallsplitter ins Auge geflogen, der sich durch die Hitze schön ins Auge brannte. Wir saßen abends im Auto und überlegten, wie es weiter gehen sollte. Auf gut Glück in unsere geplante Richtung nach Norden zum Ort Springbok fahren? In der Hoffnung, dass es dort einen guten Augenarzt gibt? Aus Erfahrung wusste ich, dass es nicht ganz einfach ist, so einen Splitter aus dem Auge zu fischen. Wir entschieden uns, die 360 Kilometer wieder zurück Richtung Kapstadt, nach Stellenbosch, zu fahren. Dort gibt es auf jeden Fall gute Augenärzte. Der Vorteil: Wir konnten auch die Spur vermessen lassen und einen neuen Kochtisch basteln.

Auf der Strecke zurück wurde ein Knallen an der Hinterachse immer unangenehmer, nun verabschiedeten sich alle Lager vom A-Frame (Halterung der Hinterachse).

In Kapstadt und Stellenbosch war innerhalb von drei Tagen alles wieder fit, Kochtisch gebastelt, Auge und Landy versorgt. Am Abend zeigte mir mein Laptop aber dann nur noch einen schwarzen Bildschirm an. Ich konnte kotzen, auch das noch! Da es bereits Freitagabend war, blieben wir 5 weitere Tage auf dem Campingplatz Orange Ville in Kylmore, bis der Laptop zum Glück repariert werden konnte. Wir trafen auf dem Campingplatz Tanja und Armin (Travel Southbound), die bereits seit Juli 2019 von ihrer Heimat aus, die Ostküste Afrikas bis nach Kapstadt gefahren sind und dies trotz Corona beneidenswert gut meisterten. Wir verbrachten zwei schöne und lange Abende mit ihnen am Lagerfeuer. Es tat sehr gut, nach zwei Monaten endlich mal wieder Overlander anzutreffen, um zu quatschen. Travel Southbound hat es auf ihrer Reise deutlich schlimmer erwischt: Einen Motorschaden in Äthiopien und eine Getrieberevision in Port Elizabeth. Da sind unsere ausgeschlagenen Lager nur Peanuts. Ihr altersschwaches Reisefahrzeug und derzeitiges Zuhause werden sie von Kapstadt nach Europa verschiffen und ihre Reise nach Botswana, Sansibar und Mittelamerika mit Mietwagen und Rucksack fortsetzen. Ich hoffe, dass wir uns in Botswana noch einmal am Lagerfeuer treffen. Auf Langzeitreise läuft nicht immer alles rund und man greift auch mal richtig ins Klo.



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