SKANDINAVIEN

Schweden 2023



Norwegen 2023

Norwegen 2023

Norwegen 2023



Finnland 2023

Finnland 2023

Schweden 2023



Norwegen 2011

Dänemark 2010 und 2012

Norwegen 2009



 

Schweden - und über Dänemark nach Deutschland

07.01.2024 von Meiky

Unsere letzten 20.000 Kilometer führten uns einmal rund um die Ostsee - gegen den Uhrzeiger. Viele fragten uns, warum wir nicht mit Skandinavien gestartet wären? Das hat seine Gründe. Wir wollten uns von den sommerlichen Touristenmassen in Schweden und Norwegen so weit wie möglich fernhalten. Das taten wir auch schon in Polen und ließen die gesamte Ostseeküste aus. Die baltischen Länder sind in den Sommermonaten auch an touristischen Orten bisher noch ziemlich leer und es gibt deutlich weniger Mücken als in Skandinavien. Nachdem wir kein Zeitlimit haben, wussten wir auch nicht, wie lange wir für unsere Route brauchen würden und wir wollten definitiv nicht in den eiskalten Winter kommen, der in Finnland und im Baltikum herrscht. Der Winter setzt im Baltikum zwar viel später ein als in Nordnorwegen, dafür ist er dort durch das kontinentale Klima viel kälter als an der Küste Norwegens. Dort ist es aufgrund des Golfstroms verhältnismäßig mild. Nachdem wir bereits Anfang Oktober dem Winter entgegenfuhren, hatten wir nur eine Woche lang dieses ungemütliche-nass-kalte-grau-in-grau-scheiß-Wetter. Der Regen ging bereits in Rovaniemi in Schnee über und machte das Reisen in unserem kleinen Camper gleich viel angenehmer. Wären wir über das Baltikum zurückgefahren, dann hätten sich die ungemütlichen Herbsttage gleichzeitig mit uns immer weiter nach Süden gezogen. Die ausgewählte Streckenführung war unserer Meinung nach, die beste Wahl. Wir verfolgten einige Reisende, die die Strecke andersherum gefahren sind und gleichzeitig mit uns Anfang Oktober in Rovaniemi waren, um dem früh einsetzenden Winter in Nordnorwegen zu entkommen. Sie hatten ab Rovaniemi und im gesamten Baltikum hauptsächlich schlechtes Wetter. Wir hingegen hatten zwar ab dem Polarkreis viel früher kältere Temperaturen, aber bei schönstem Wetter. Wir empfehlen daher jedem sich genau zu überlegen, welche Route hinsichtlich klimatischer Gegebenheiten am meisten Sinn macht.

Im Süden von Norwegen besuchten wir als letzten Stopp noch eine Freundin von Micha in Fredrikstad. Von dort ist es nicht mehr weit nach Schweden und so ging es am darauffolgenden Tag weiter nach Schweden. Nur wenige Kilometer nach der Grenze gibt es ein UNESCO Weltkulturerbe mit Autobahnanschluss: Die Felsritzungen von Tanum. Sie stammen aus der Bronzezeit. Somit sind die fast 10.000 Felszeichnungen in der Region etwa 3000 Jahre alt. Insgesamt kann man sie in sechs ausgewählten Stätten besichtigen. Die sehr gut erhaltenen und teilweise nachgezeichneten Motive wurden in flache Felsen geritzt und hier lag auch das Problem während unseres Besuches: Es lag Schnee drauf. Auf denjenigen Felszeichnungen, die nicht vom Schnee bedeckt waren, war eine dicke Eisschicht, so, dass wir nur ein paar Motive sehen konnten. Die bekannten mannshohen Figuren oder die Wikingerschiffe blieben uns verwehrt. Eigentlich ist es recht schön, dass man keine hohen und hässlichen Dächer darüber errichtetet hat und somit die Felsritzungen im Wald viel ursprünglicher und authentischer aussehen. Dafür ist im Winter nichts zu sehen. Aber es waren ohnehin keine Touristen da, außer uns.

Südschweden hat, wie auch die Lofoten, in den Sommermonaten schwer mit Wohnmobiltouristen zu kämpfen. Auf allen Parkplätzen an der Küste ist „overnight stay“ verboten. Im Winter, wenn in der letzten Ecke auf den riesigen Besucherparkplätzen ein einziges Fahrzeug steht, interessiert das aber niemanden. So auch in Smögen, einer typischen schwedischen Bilderbuchstadt am Meer. Der Ort ist immer noch ein Hauptumschlagplatz für die schwedische Fischindustrie mit einem jährlichen Fischfang von 2,3 Millionen Tonnen, wobei die Hälfte Krebstiere sind. In der kalten Jahreszeit ist der sonst so mondäne Ort nicht belebt, wirkt trist und man schlendert alleine an zahlreichen, geschlossenen Geschäften vorbei, die ihren Betrieb erst wieder an Ostern aufnehmen.

Wir fuhren auf kleinen Straßen durch weitere, kleine Fischerorte entlang der Küste. Auch hier zeigt sich ein ähnliches Bild. Die Orte sind ausgestorben, da die Häuser nur noch als Ferienwohnungen für die Bewohner Göteborgs genutzt werden.

An der südschwedischen Küste am Kattegrat, gibt es eine Mikronation namens Ladonien. Bereits 1980 errichtete der Künstler Lars Vilks in einem schwer zugänglichen Naturschutzgebiet sein Kunstwerk Nimis, nur aus Treibholz bestehend. Die labyrinthartigen Türme wurden mit Gängen und Tunnels verbunden und der Komplex wuchs auf eine Größe von 75 Tonnen heran. Wobei der größte Turm Wotan, der auch als Hauptstadt geführt wurde, heute nicht mehr steht. Die ersten zwei Jahre blieb das Kunstwerk von der Regierung unentdeckt. Die Behörden erklärten Nimis zu einem Gebäude und wollten es wegen fehlender Baugenehmigung abreißen lassen. Der Künstler verlor vor Gericht in jeder Instanz und verkaufte Nimis in der Zwischenzeit an Joseph Beuys. Nach dessen Tod wurde es von Christo und Jeanne-Claude aufgekauft. 1991 begannen weitere Arbeiten an einer Steinskulptur namens Ark, die ein Buch darstellen soll. Auch sie wurde erneut Gegenstand von Gerichtsverhandlungen. Aus Protest rief Lars Vilks den Staat Ladonien aus. Die Staatsbürgerschaft kann kostenlos online beantragt werden. Gegen € 30,- erhält man sogar einen Adelstitel. Derzeit gibt es 29.000 ladonische Staatsbürger (Stand Dezember 2023) in der konstitutionellen Monarchie. 2002 meldeten sich etwa 3000 Pakistani an, in der Hoffnung so einen Einwanderungsstatuts zu erhalten. Die selbsternannten 125 Minister sind ebenfalls Künstler. Steuern müssen durch das Einbringen von Kunst und Kreativität bezahlt werden.

Durch einen Brand, wahrscheinlich wegen Brandstiftung, wurde 2016 viel zerstört. Seitdem wurde an dem Projekt nicht mehr weitergebaut. Vor Ort wirkte es schon sehr marode und zum Teil verfallen. Hoffentlich wird daran bald weitergearbeitet, sonst findet die Regierung einen weiteren Grund, alles abzureißen.

Eigentlich wollten wir uns noch mehr in Südschweden anschauen, aber die Luft war raus und wir waren nicht mehr aufnahmefähig. Das lag zum Teil an der Nähe zu Deutschland und teils am nass-kalten „Winter“-Wetter, bei dem man einfach nichts unternehmen möchte. Die Temperaturen waren wieder über dem Gefrierpunkt, es lag kein Schnee mehr und es regnete. Der Boden war matschig. Südschweden ist einfach keine Winterdestination. Dazu spürt man dort oftmals deutlich die Auswirkungen der Parallelgesellschaften. Vor allem in der Nähe von Göteborg und Malmö gibt es Randbezirke, die stark vermüllt sind. 2022 starben nach Angaben der Polizei über 60 Menschen bei etwa 400 Schießereien. Somit hat Schweden eine fast vierfach so hohe Mordrate wie Deutschland. Mit dem verträumten und heilen Land, mit dem Schweden wirbt, hat das nicht viel zu tun und das ist in den Randbezirken der Großstädte definitiv sichtbar.

Auf den letzten 800 bis 1000 Kilometern ab Malmö ging es dann schnell. Innerhalb eines Tages fuhren wir durch Dänemark. Dort besichtigten wir nur die „Stevns Klint“ Felsklippen und danach ging es gleich weiter auf die Fähre in Rødby. Die Verbindung mit Scandlines von Rødby nach Puttgarden auf der Insel Fehmarn, ist mit 45 Minuten die kürzeste und so standen wir abends gleich noch auf dem Christkindlmarkt in Fehmarn. Wir bestellten zwei Glühwein und wollten diese mit Karte bezahlen, da unsere Euros noch irgendwo im Auto verstaut waren. Die nette Bedienung fragte, wie das gehen soll auf einem Markt und ihr sehr irritierter Gesichtsausdruck spiegelte wahrscheinlich meinen. Seit unserem Besuch in Litauen sind wir es gewohnt, überall, selbst die kleinsten Beträge mit Karte zu bezahlen. Immer öfter hört man, dass das Bargeld in Deutschland abgeschafft werden soll. Ich selbst bin auch kein Fan davon, aber ich kann jeden beruhigen: Das wird vermutlich noch sehr lange dauern. Dort, wo beispielsweise Norwegen bereits vor zwölf Jahren mit den elektronischen Zahlungsmöglichkeiten stand, sind wir in Deutschland heute noch nicht mal angekommen. In unserem schnelllebigen, digitalen Zeitalter sind das noch Welten, die uns von den baltischen und skandinavischen Ländern trennen.

Nach zwei weiteren Übernachtungen entlang der Strecke, waren wir pünktlich an Weihnachten bei Michas Eltern und über Silvester standen wir auf der Ponykoppel von Michas Schwester. Ab Februar werden wir unser neues Eigenheim beziehen und somit endet unsere Reise nach fast drei Jahren und 90.000 Kilometern.

 

Dies ist erstmal der letzte Bericht von unserer dritten Langzeitreise, die uns vom Kap der guten Hoffnung bis zum Nordkap geführt hat. Allerdings könnte es sein, dass noch das ein oder andere Fazit folgen wird und natürlich unser „trip in numbers“. …und wie sagt man so schön: „Nach der Reise ist vor der Reise“. Die nächste Langzeitreise startet voraussichtlich 2026. Aber bis dahin werden wir weiterhin von unseren kleinen und großen Urlauben und Touren berichten und euch über unsere Vorbereitungen für die vierte Langzeitreise auf dem Laufenden halten. Wir haben viele Ideen, wissen jedoch noch nicht, wohin es gehen könnte. Nochmal die Arabische Halbinsel oder in die Mongolei und nach Pakistan? Südostasien sowie Nord- und Mittelamerika sind ebenfalls Regionen, die wir auf alle Fälle noch bereisen möchten. Aber es hängt natürlich auch davon ab, welche Destinationen in der Zukunft noch gut zu bereisen sein werden.


 

Norwegen - der lange Weg nach Süden

31.12.2023 von Meiky

Die Europastraße Nr.6 ist eine 3000 Kilometer lange Straße, die von Trelleborg bis nach Kirkenes führt. Bei dieser Straße handelt es sich um die Nord-Süd-Hauptverbindungsachse. In Schweden hat sie eine Länge von etwa 500 Kilometern. In Norwegen sind es 2500 Kilometer. Davon sind mittlerweile 240 Kilometer ab der schwedischen Grenze bis nach Brumunddal auf zwei Spuren ausgebaut und es sind sogar 110 km/h erlaubt. Ansonsten darf in ganz Norwegen nur 80km/h gefahren werden; in Ausnahmefällen 90km/h. Auf den restlichen 2250 Kilometern bis nach Kirkenes ist die Straße meistens nur einspurig, was für die 5,4 Millionen Einwohner Norwegens vollkommen ausreichend ist. Zum Teil sind die Fahrbahnen recht holprig und befinden sich in einem schlechten Zustand. Im Norden, auf Höhe der Lofoten, ist die E6 sogar durch eine Fähre unterbrochen. Jeder, der in Norwegen unterwegs ist, kommt an der E6 nicht vorbei. Wir versuchten trotzdem diese Straße so oft wie möglich zu vermeiden und fuhren stattdessen ab Fauske ausschließlich auf der Fv17 am Meer Richtung Süden. Die Fv17 - besser bekannt als Kystriksveien, ist 250 Kilometer länger als die E6. Die Fahrt dauert dementsprechend länger. Es sind nicht weniger als sechs Fähren zu passieren und man muss den ein oder anderen Fjord komplett ausfahren. Dafür ist das Klima mit fünf bis acht Grad milder als auf der E6 im Landesinneren. Die Fv17 gilt als eine der 100 schönsten Panoramastraßen der Welt. Wir haben für die 890 Kilometer lange Strecke von Fauske bis nach Trondheim acht Tage gebraucht. Es ist aber gut möglich, dort gute zwei Wochen zu verbringen.

Auf der Strecke hatte fast jeder Fjord sein eigenes Mikroklima. Die Temperaturen und die Höhe des Schnees wechselten von Fjord zu Fjord. Zeitweise lag gar kein Schnee und es war plötzlich wieder einige Grade wärmer. Etwa auf halber Strecke nach Trondheim holte uns ein langanhaltendes Tief mit eisigen Temperaturen ein. Das Quecksilber ging bis auf etwa -20 Grad runter. Somit war es in manchen Fjorden noch kälter. Wir versuchten uns aber immer Ecken zu suchen, an denen es etwas wärmer war. Wenige Grade Unterschied machen dabei schon sehr viel aus. Temperaturen bis -10 Grad sind, bis auf die hohe Feuchtigkeit im Auto, kein Problem. Bis -15 Grad geht es auch noch, aber alles darüber hinaus wird echt anstrengend. Die Wohnkabine muss dann quasi pausenlos mit der Standheizung geheizt werden. Dennoch froren uns die Wasser Zu- und Ableitungen, die innen an der Wand verlegt sind, ein. Zusätzlich tut sich der Landy jeden Morgen schwer zu starten. Der nachträglich eingebaute, größere Kühler für heiße Außentemperaturen ist hier natürlich von Nachteil. Und so haben wir den Kühlergrill mit einer Plastikplane vollständig abgedeckt, damit der Motor überhaupt auf Betriebstemperatur kommt und warme Luft aus der Heizung kommt – denn selbst während der Fahrt waren teilweise die Scheiben von innen eingefroren.

Der erste Stopp auf dem Kystriksvei war der Saltstraumen – der stärkste Gezeitenstrom der Welt. Mit bis zu 40 Km/h zwängt sich dort das Wasser durch eine etwa 150 Meter breite Meerenge.

Danach machten wir am Engabreen, einem Seitenarm des Svartisen, Halt. Es handelt sich dabei um einen Gletscher, auf dem wir 2012 eine Gletscherwanderung machten. Täglich fuhren wir nur kurze Etappen. Trotzdem holten wir mit jedem Tag weiter südlich etwa zehn Minuten mehr Sonnenlicht herein. Auf einer der Fährverbindungen von Jetvik nach Kilboghavn passierten wir erneut den nördlichen Polarkreis. Hier ist ebenfalls eine kleine Weltkugel auf einer Insel zu sehen. Leider haben wir kein Foto davon. Ich war auf dem Klo und Micha hat sie im Dunkeln nicht gesehen.

Und dann war es endlich soweit: An zwei aufeinanderfolgenden Tagen und an drei verschiedenen Plätzen sahen wir insgesamt fünf Elche, darunter ein richtiges Prachtexemplar.

 

In Brønnøysund erreichten wir die Mitte Norwegens. Von hier sind es 840 Kilometer in jede Richtung. Von dort aus gibt es die Möglichkeit auf eine Minikreuzfahrt mit den Hurtigruten zu gehen. Täglich legt das südgehende Schiff um 17:25 Uhr in Brønnøysund ab und erreicht Rørvik um 21:00 Uhr. Dort nimmt man das nordgehende Schiff um 22:00 Uhr zurück. Rørvik ist der einzige Hafen, in dem zwei Schiffe der Hurtigruten gleichzeitig zu sehen sind. Im Sommer bestimmt eine tolle Sache. Auf die Abfahrtzeiten ist zu 100% Verlass. Die ehemaligen Postschiffe, die immer noch viele Güter transportieren, fahren bei Wind und Wetter und sind immer pünktlich. Der Kystriksvei endet kurz vor Trondheim. Dort verbrachten wir einen Tag und schlenderten bei -10 Grad durch die Stadt.

Dann war es mal wieder soweit: Ein Ölwechsel und ein paar Reparaturen standen an. Zum Glück befindet sich der größte Land Rover Club Norwegens bei Trondheim und wir durften die private und vor allem beheizte Werkstatt nutzen. Der große Vorteil, wenn man einen Defender fährt, ist, dass die Land Rover Community in den jeweiligen Ländern immer super hilfsbereit ist. Ob das bei anderen Fahrzeugmarken ähnlich ist, kann ich nicht sagen. Ich glaube aber, nein. Leider musste ich an den Achsschenkeln die Simmerringe tauschen (es waren noch die ersten). Dafür muss vieles abgebaut werden, aber nach gut sieben Stunden war der Landy wieder fit für die letzte Etappe. Etwa sechs Kilometer von der Werkstatt entfernt, gab es einen Truckstopp mit Dusche, die wir ausgiebig nutzten. Das ist auch so ein leidiges Thema im Winter: Wasser auffüllen und duschen. Wir können am Landy zwar mit heißem Wasser duschen, aber nur draußen. Das letzte Mal duschten wir am Landy am Nordkap, dann wurde es zu kalt. Wir suchten uns entweder Campingplätze, auf denen wir gegen eine Gebühr die Duschen nutzen durften, oder Truckstopps und einmal sogar ein Fitnessstudio. Unseren Wassertank füllten wir über Kanister sehr häufig in Supermärkten auf. In Norwegen gibt es am Eingang, neben dem Pfandflaschenautomaten, fast immer ein Waschbecken. Leider ist das Ganze zwar nervig und zeitaufwendig, aber oft die einzige Möglichkeit Wasser aufzufüllen, da alle außenliegenden Wasserhähne über den Winter abgedreht sind.

Von Trondheim ging es über Kristiansund zur Atlantikstraße. Sie ist eine der bekanntesten Straßen Norwegens. Nur 8,3 Kilometer lang, windet sie sich aber über acht spektakuläre Brücken von Insel zu Insel. Kurz vor Åndalsnes wollten wir übernachten. Aber der Isfjord machte seinem Namen alle Ehre. Es war eiskalt. Zu kalt, um zu campen, denn es wäre wieder alles eingefroren. Und so probierten wir dort einfach Mal den Mpemba Effekt aus, da es vermutlich dazu kalt genug war und siehe da, es hat tatsächlich funktioniert. Mit Hilfe eines Topfes schleuderten wir kochendes Wasser in die Luft. Das Volumen des Wassers nimmt durch die Verdunstung schlagartig ab und damit auch die Zeit, bis es gefriert, bevor es den Boden erreicht. Nach unseren Wasserspielen fuhren wir eine halbe Stunde weiter, in einen etwas wärmeren Fjord, wo wir campen konnten.

Am nächsten Tag ging es über Sjøholt zum Geiranger Fjord und zum gleichnamigen Ort. In Regel gelangt man von Norden kommend, über die bekannteste Passstraße Norwegens, die Trollstigen, dort hin. Im Winter ist die Passstraße aber gesperrt. Wir versuchten es dennoch mal, da wir hofften, die spektakuläre Passstraße vom Tal aus zu sehen, scheiterten aber schon auf den ersten Kilometern. Mit Schneeketten wären wir weitergekommen, solche hatten wir aber nicht dabei.

 

Der kleine Ort Geiranger war bereits in den 1930 Jahren eine sehr beliebte Urlaubsregion. Zu Spitzenzeiten wurden täglich 100 Fahrzeuge eingesetzt, um die Passagiere der Kreuzfahrt- und Ausflugsschiffe ins Landesinnere zu befördern. In Geiranger leben heute etwa 250 Einwohner. Im Sommer sind es über 2000. Zusätzlich zu den Hurtigruten Schiffen kommen jährlich rund 200 Kreuzfahrtschiffe, die überwiegend in den Sommermonaten dort Halt machen. Dann ist es dort richtig voll. Der einzige Campingplatz quillt über und auf den Parkplätzen ist „overnight stay verboten“, was sogar auf Deutsch dasteht. Wir schlenderten als Einzige durch den kleinen, leeren Ort. Nur wenige Souvenirläden hatten geöffnet. Die Nacht blieben wir neben dem kleinen, örtlichen Supermarkt „Joker“ im Zentrum, direkt neben einem „Camping verboten“ Schild. Aber es gab ja auch keine Alternative, da der Campingplatz geschlossen war. Im Winter interessiert das jedoch niemanden. Ganz im Gegenteil, die Norweger finden es sogar toll, wenn man im Winter das Land bereist.

Pünktlich zum Morgengrauen um 10:15 Uhr, standen wir mit drei weiteren Fahrzeugen auf der Fähre nach Hellesylt. Die Fahrt dauerte etwa eine Stunde und man kommt an zahlreichen kleinen, zugefrorenen Wasserfällen vorbei, die im Sommer aber deutlich spektakulärer sind. Weit fuhren wir an diesem Tag nicht mehr. Die Kälteperiode hielt immer noch an und wir entschieden uns, noch eine weitere Nacht an der Küste zu bleiben, bevor es in den Osten und somit ins Landesinnere ging. Eigentlich gibt es von Geiranger eine direkte Verbindungsstraße nach Osten. Sie war aber ebenfalls gesperrt und somit mussten wir eine andere Route nehmen. Im Winter gibt es gar nicht so viele Möglichkeiten vom Meer ins Landesinnere zu gelangen, da einige Pässe im Winter nicht geräumt werden. Am nächsten Morgen ging es früh los, für eine über 300 Kilometer lange Etappe bis nach Lillehammer. Auf dem Weg besichtigen wir einige Stabkirchen.

Winterdienst in Norwegen: Kurz erklärt am Beispiel von Lillehammer, wo wir auf dem Parkplatz, neben der von Olympia 1994 bekannten Skisprungschanze, nächtigten: Ob der Winterdienst in Norwegen funktioniert oder nicht, spielt erstmal eigentlich keine Rolle. Wenn es schneit, dann schneit es und der Verkehr läuft trotzdem. Wir hatten morgens etwa -10 Grad und über Nacht kamen gute 15 cm Neuschnee vom Himmel. Um 7:00 Uhr wurde die Loipe neben dem Parkplatz frisch gespurt, um 08:30 Uhr der Schnee von der Skisprungschanze mit Laubbläsern entfernt, so, dass 30 Minuten später das Training mit Flutlicht starten konnte. Um 10:00 Uhr wurden die nicht beheizten Gehsteige geräumt. Ja, richtig gelesen, in Norwegen gibt es in manchen Fußgängerzonen, vor allem von größeren Städten oder auf belebten Fußwegen eine Fußbodenheizung.

 Erst ab 11:00 Uhr sahen wir die ersten Räumfahrzeuge auf der Straße. Es wird grundsätzlich nur geräumt. Gestreut wird nur an den Stellen, an denen deutliche Eisplatten zu erkennen sind und die wirklich arschglatt sind. Mit Salz wird aber nicht gestreut. Auf schnee- und eisbedeckten Straßen wird die zulässige Höchstgeschwindigkeit gefahren. Dass jetzt jemand mit 60 km/h entlang kriecht und den ganzen Verkehr aufhält, gibt es nicht.

 

Von Lillehammer bis nach Hamar ist es nur eine Autostunde. Wir verbrachten einige Zeit in der Stadt, am größten Binnensee Norwegens, dem Mjøsa. Für Touristen ist das Städtchen weniger spannend, im Vergleich zu den anderen Sehenswürdigkeiten in Norwegen. Da Micha aber hier in der Vergangenheit einige Zeit gelebt und gearbeitet hat, war es interessant, nach der langen Zeit wieder da zu sein. Erstaunt stellten wir fest, dass sich der Ort sehr positiv verändert hat. Es gibt jetzt mehr Cafés und Restaurants, kleine Boutiquen und sogar ein Kulturhaus mit angrenzendem Theater. Supermärkte und große Ketten liegen nun zum großen Teil außerhalb der Stadt. Zum Übernachten fuhren wir auf die kleine Insel Helgøya und besuchten ein Café, in dem wir früher oft waren. Leider hatte es zu. Grundsätzlich kann man sagen, dass norwegische Orte, vor allem im Norden nicht immer super schön sind, sondern eher praktisch. Aber sie haben für uns ihr ganz eigenes Flair, das wir sehr gerne mögen.

 

Wohnen in Norwegen: Schon häufiger wurden wir gefragt, ob es unter den vielen Ländern, die wir bisher bereist haben ein Land gibt, in das wir auswandern würden. Bis zum heutigen Zeitpunkt waren nur ein paar Länder dabei, bei denen wir uns zwar vorstellen könnten ein, zwei Jahre zu bleiben, aber eben definitiv nicht länger. Bei Norwegen verhält es sich anders. Es ist bis jetzt das einzige Land, in dem wir uns wirklich vorstellen könnten, dauerhaft zu wohnen. Allerdings nur nördlich des Polarkreises und am Meer. Zwar gibt es im Winter einen ganzen Monat lang die Polarnacht (bei der im Übrigen nicht 24 Stunden vollkommende Dunkelheit herrscht), was aber im Sommer mit zwei Monaten Mitternachtssonne wieder ausgeglichen wird. In Nord Norge gefällt uns wirklich alles. Die Menschen sind super nett, das Meer ist rau, die Fjorde faszinierend. Die Tiere, die Berge und das Licht in der subpolaren Klimazone sind unbeschreiblich. Nur 9% der norwegischen Bevölkerung lebt in Nordnorwegen. Einziger Wermutstropfen ist die sehr schlechte Verkehrsanbindung und die noch höheren Lebensmittelpreise.


 

Norwegen - Senja, Vesterålen und Lofoten

22.12.2023 von Meiky:

Insel Senja: Im Anschluss an unser tolles Walabenteuer fuhren wir nach Tromsø. Dort organisierten wir uns und es ging weiter auf die Insel Senja. Die Insel ist mit 1.589,35 km² die zweitgrößte Norwegens. Sie liegt 250 Kilometer nördlich des Polarkreises. Senja überraschte uns mit alpinen Bergkulissen, die aus dem Ozean ragen und mit arktischen Temperaturen. Im Vergleich zu anderen Küstenregionen, die durch den Golfstrom relativ mild sind, war es hier ziemlich kalt, vor allem im Inselinneren. Wenn dann noch ein starker Wind hinzukommt, fühlt es sich nochmal fünf Grad kälter an. Bei solch einem Wetter wird das Wintercamping etwas anstrengend. Wir müssen immer aufpassen, dass uns während der Fahrt die Wasser Zu- und Ablaufleitungen nicht einfrieren.

Zu schaffen machen uns aber nicht nur die kalten Temperaturen, sondern die wahnsinnige Feuchtigkeitsentwicklung in der Wohnkabine. Das ist echt nervig. Permanent versuchen wir die Karre so trocken wie möglich zu halten, aber es gibt zu viele Kältebrücken. Dennoch lieben wir die kalte Jahreszeit mit Schnee und einem ganz besonderen Licht - vor allem nördlich des Polarkreises. Wir fuhren einmal rund um die Insel, machten Halt an diversen Stränden, kleinen Ortschaften und Aussichtspunkten. Senja ist nicht ganz so bekannt wie die Lofoten, aber mindestens genau so schön und beeindruckend. In den Sommermonaten Juni bis September gibt es sogar eine kurze Fährverbindung zwischen Gryllefjord auf Senja nach Andenes auf Andoya, um auf die Vesterålen und die Lofoten zu gelangen. Im Winter muss man die ganze Strecke umfahren. Es sind zwischen 360 und 440 Kilometer, je nachdem, ob man mit ein oder zwei Fähren abkürzen möchte. Somit benötigt man im Winter zwei volle Fahrtage.

Lofoten und Vesterålen: Viele sprechen immer von den Lofoten, meinen damit aber das ganze Inselarchipel. Dieses teilt sich aber auf:

- Im Norden befinden sich die Vesterålen mit ihren wichtigsten Inseln Andøya, Langøya, Skogsøya, und Hadseløya. Der westliche Teil von Hinnøya sowie der nördliche Teil von Austvågøya und die Hauptstadt Sortland gehören ebenfalls dazu.

- Im Süden grenzen die Lofoten an die Vesterålen an. Ihre wichtigsten Inseln sind Austvågøy, Gimsøy, Vestvågøy, Flakstadøy, Moskenesøy, Værøy und Røst. Ihre Hauptstadt ist Svolvær.

 

Wir waren Mitte Juni 2011 schon mal auf den Lofoten und den Versterålen. Gerade haben wir den Eindruck, dass jetzt zur Winterzeit mehr Touristen unterwegs sind als damals zur Hauptsaison. Ich möchte mir gar nicht vorstellen, wie es hier im Sommer wohl zugeht. Auch im Winter sind die Lofoten beindruckend und definitiv eine Destination, die man zu allen Jahreszeiten besichtigen kann. Herbst und Frühling gehen hier schnell in Sommer oder Winter über. Wir klapperten wieder viele bekannte Fotomotive ab. Wir entdeckten sogar Orte wieder, an denen wir damals unser Zelt aufgeschlagen oder Mittagpause gemacht haben. Wir umrundeten einmal die Insel Andøya. Dabei schauten wir uns wieder Andenes und Bleik an. Andøya ist weniger spektakulär, gefällt uns aber sehr gut. Wir sind jeden Tag weitergezogen, so, dass wir täglich auf ein bis zwei Inseln waren.

Und so waren wir schnell auf Langøya und besichtigten auf der nahegelegenen Insel Hadseløya im Ort Stokmarknes das Hurtigruten Museum. Fast gleichzeitig legte neben dem Museum die „Nordlys“ an. Seit 1999 steht, aufgebockt vor dem Museum, das außer Dienst gestellte Hurtigruten Schiff „MS Finnmarken“ aus dem Jahr 1956 und kann als Teil des Museums besichtigt werden. Das Boot stand die ganzen Jahre über immer im Freien. Wegen voranschreitender Korrosion und eindringendem Regenwasser baute man ein hässliches Behelfsdach über das Schiff. Dem Museum fehlten für weitere Instandhaltungen die finanziellen Mittel. Die MS Finnmarken verlor ihren 2001 zuerkannten Schutzstatus und man spielte mit dem Gedanken sie zu verschrotten. 2009 entschied man sich durch eine breit angelegte Gemeinschaftsarbeit mit vielen freiwilligen Helfern, das Museumschiff wieder vollständig zu restaurieren. So wurde 2019 eine große Halle um das Schiff gebaut. Seit 2021 ist das Museum neu eröffnet und eines der weltweit 20 schönsten Maritim Museen. Wir gingen hinein, keiner da, außer einer netten Dame an der Kasse und Eckhart. Eckhart ist die gute Seele des Museums und nachdem ihm langweilig war, gab er uns Einblicke in die gesperrten Bereiche. Wir durften mit ihm in den Maschinenraum, wo ein MAN 10 Zylinder Motor stand, der insgesamt 1000 Liter Hubraum besitzt. Theoretisch würde der Motor heute noch laufen. Damals wurde der Motor schon Drehmoment optimiert gebaut. Die Geschwindigkeit wurde mit drehbaren Flunken am Propellerrad eingestellt. Seit 1993 ist die MS Finnmarken nun außer Dienst und man ließ alles so, wie es gewesen ist. Im angrenzenden Ersatzteil- und Werkstattraum sind immer noch alle Werkzeuge und Ersatzteile von damals zu finden. Wir stöberten durch alte Leitzordner, fanden Bedienungsanleitungen und alte Rechnungen. In den oberen Decks ließ man sogar die Bettwäsche in den Kabinen unberührt. Nachdem ich doch irgendwie ein Schiffmensch bin, hat mir das Museum ausgesprochen gut gefallen.

Tag für Tag ging es weiter auf die anderen Inseln. Wir umrundeten Gimsøy und Vestvågøy, Flakstadøy und Moskenesøy. Etwa alle 20 Kilometer hielten wir an, da sich auf den Lofoten so viele schöne und verschieden Fotomotive bieten. Alles ist dort wie aus dem Bilderbuch: Kirchen, bunte Fischerhäuschen, kleine und große Fischerorte, das Meer, die Berge und die gesamte raue Landschaft. Die Lofoten werden nicht umsonst, als eines der Highlights Norwegens angepriesen.

Vieles hat sich aber verändert. Zum Beispiel der Nusfjord. 2011 wurden dort schon alle Fischerhütten, genannt Rorbuer, zu einem Freilichtmuseum sehr steril restauriert. Heute ist der gesamte Bereich eine Hotelanlage und nennt sich Artic Resort. Oder der Kvalvika Strand: Damals ein Geheimtipp, waren wir die einzigen mit dem Zelt am Strand. Das ist heutzutage undenkbar. Wer nicht früh genug da ist, bekommt keinen Platz auf dem Wanderparkplatz. Ich kann noch viele solche Beispiele auflisten, aber so verändert sich halt die Welt, wenn Touristenmassen aus aller Welt eine Insel förmlich überrennen und den Punkt der Belastbarkeit überschreiten.

In den letzten Jahren ist Norwegen als neuer Urlaubshotspot ziemlich populär geworden, vor allem das Gebiet der Vesterålen und Lofoten während der Sommermonate. Laut einem Zeitungsbericht stauten sich 2021 die auf die Fähre wartenden Autos über einen Kilometer, um auf die Inseln zu gelangen. Der Andrang auf den Inseln ist in den Sommermonaten so groß, dass Autos und Wohnmobile oftmals gar nicht mehr wissen, wo sie noch parken oder stehen sollen. Teilweise werden auch schon Ausweichbuchten direkt an der Hauptstraße E10 von Wohnmobilen belagert. Zudem kommen natürlich auch die Norweger um Urlaub zu machen und zu Fischen. Es geht nur im „Stopp and Go“ voran. Möchte man zu einem Strand, muss die Polizei den Verkehr regeln. Freie Parkplätze gibt es natürlich schon lange nicht mehr. Im Sommer ist es dank Mitternachtssonne 24 Stunden lang hell und so herrscht auf dem gesamten Inselarchipel ein reges Treiben. Ja 24 Stunden lang...

Reisezeit: Ich würde jedem empfehlen in diesen drei Sommermonaten, Juni bis August, die Lofoten oder vielleicht auch ganz Norwegen zu meiden. Auch wenn diese drei Monate mit Abstand die beste Reisezeit darstellen und die Landschaft im Sommer wunderschön ist. Die Sonne geht zwei Monate lang nicht unter und die Mitternachtssonne lässt sich vom 21.Mai bis 19.Juli mit schönsten Lichtverhältnissen genießen. Alles hat geöffnet und Wanderwege sind schneefrei. Wanderungen können ganz bequem erst um 22:00 Uhr gestartet werden, da es nicht dunkel wird. All das muss man sich dann aber mit sehr vielen anderen Besuchern teilen.

Ab September schließen dann bereits wieder die ersten Campingplätze. Restaurants und Cafés bleiben zusätzlich in vielen Fällen geschlossen. Dafür hat man die Möglichkeit, die ersten tanzenden Polarlichter zu entdecken. Hinzu kommt, dass bei Wanderungen alle Wege noch schneefrei sind. Im April oder Mai hingegen sind Wanderungen nur auf matschigen und verschneiten Wegen möglich, alles andere ist dann aber schnee- und eisfrei. Wir waren jetzt im November auf den Lofoten. Der Winter hat begonnen und die Nächte werden deutlich kürzer. Mitte November gibt es nur noch fünf Sonnenstunden. Wer aber die Lofoten im Winter besuchen möchte, der wird gegen Mitte/Ende Februar ideale Bedingungen vorfinden. Das Winterwetter ist stabil, beste Voraussetzungen für Polarlichter und tolle Fotokulissen. Die Tage werden schnell länger, pro Tag um acht Minuten. Mitte Februar gibt es bereits acht Sonnenstunden. Ende Februar sind es dann schon 9,5 Sonnenstunden und am 18.März ist die Tag/Nacht-Gleiche. Wir finden, dass der Winter auch eine tolle Jahreszeit sein kann und seinen Reiz hat. Wir lieben das polare Klima, das Wetter und das Licht.

 

Hier ein kleiner Auszug zu den Sonnenstunden im Winter 2023/2024 auf den Lofoten:

Polarlichter

Auf unserer gesamten Strecke durch Skandinavien haben wir immer mal wieder Nordlichter gesehen. Wenn der Himmel frei ist, kann man nachts fast täglich das Naturphänomen bewundern. Sie leuchten und tanzen in unterschiedlichen Variationen, als Bogen, als Spirale, als Wolken oder mal horizontal, mal vertikal, mal immer wieder kurz während der ganzen Nacht, mal nur einmal, aber recht lange, manchmal sehen sie aus wie ein Vorhang. Sogar im südlichen Teil des Himmels sind sie zu sehen, wenn man sich weit im Norden aufhält. Die Vorhersage für Polarlichter ist ziemlich schwer. Es gibt zwar Apps, diese geben aber nur eine grobe Tendenz vor. Oft lag diese bei uns vollkommen falsch. Die beste Zeit, die leuchten Lichter am Himmel zu sehen, ist in den Wintermonaten von etwa 22:00 Uhr bis 02:00 Uhr. In den seltensten Fällen sind sie stark, viel häufiger sind sie als grauer Schleier zu erkennen. Und man darf sich von Fotos nicht täuschen lassen. Die Kamera sieht Polarlichter um einiges besser als das menschliche Auge.

Der Auslöser für die sogenannte Aurora Borealis ist nicht das Licht der Sonne, sondern der Sonnenwind. Polarlichter entstehen, wenn elektrisch geladene Teilchen der Sonne auf Gasteilchen der Luft treffen. Je nachdem, um welche Art von Gas es sich handelt, können dabei unterschiedliche Farben entstehen. Man sieht die Nordlichter nur in den Wintermonaten und je weiter nördlich man sich befindet, umso besser.

Die Aurora Australis auf der südlichen Halbkugel verhält sich gleich. Man kann sie aber nur in der Antarktis sehen. Die südlichste Stadt ist Ushuaia in Argentinien. Sie befindet sich im Verhältnis gleichweit vom Südpol entfernt, wie Kopenhagen vom. Also sehr weit weg und daher sind die Lichter dort nur sehr selten bis gar nicht sichtbar.

Dunkle Zeit und Polarnächte

Nachdem wir über eine Woche bei schönstem Wetter auf den Lofoten verbrachten, fuhren wir danach wieder zurück nach Vesterålen, auf die Insel Andøya und quartierten uns für eine Woche in ein kleine Ferienhütte von 1846 ein. Preislich war es ein Schnäppchen, zudem gab es eine Waschmaschine und einen Backofen. Strom, Endreinigung und Bettwäsche waren ebenfalls inklusive. In Norwegen wird hierfür gerne extra berechnet. Am liebsten würden wir die kleine Hütte mitnehmen und in den Bayerischen Wald stellen. Die Größe reicht uns vollkommen aus. Das Wohnzimmer nutzten wir gar nicht, da es im ersten Stock eine kleine Galerie mit Blick aufs Meer gab.

Kurz vor den Polarnächten werden wir dann weiter in den Süden ziehen. Vom 9. Dezember bis zum 4. Januar bestimmt die Polarnacht hier den Alltag. Die Sonne bleibt unter dem Horizont, die verschneite Landschaft taucht in ein Zwielicht, das mit unbeschreiblichen Farben leuchtet. Nicht umsonst nennen die Norweger die dunkle Zeit, die als „mørketid“ bezeichnet wird, auch gerne „fargetid“, die Farbenzeit.


 

Norwegen - das Ziel einer Reise

20.11.2023 von Meiky:

Schon auf den ersten Metern in Norwegen fühlten wir uns sauwohl. Norwegen zählt nicht umsonst zu unseren Lieblingsländern. Wir lieben die Berge, den rauen Atlantik, die Fjorde und die Küstenformationen. Schweden finden wir bei Weitem nicht so beeindruckend, um nicht zu sagen sogar etwas langweilig, schon fast zu lieblich und, ja: irgendwie spießig. Sorry, liebe Schwedenfans! Dort sieht alles aus wie geleckt. Es scheint, dass alles seine Ordnung haben muss. Jeder Grashalm hat seinen genauen Standpunkt. Alle Häuser sind, in immer dem gleichen roten Farbton, frisch gestrichen und es steht nirgends etwas herum. Schön ordentlich und eben irgendwie sehr kleinbürgerlich. Eine vermeintlich heile Welt. Wir können verstehen, dass vielen Leuten das gefällt, und versteht uns nicht falsch. Wir fanden Schweden auch richtig schön, aber entscheiden würden wir uns immer und ohne nachzudenken für Norwegen. Sei es um dort zu reisen oder gar zu wohnen. Das ist uns so richtig aber erst im Nachhinein in Norwegen im direkten Vergleich aufgefallen. Norwegen ist rau, die Häuser haben unterschiedliche, schöne Farben, daneben stehen alte Traktoren, oftmals schrottreife Autos. Verschlammte Schafe stehen auf einer Weide. Der kalte Atlantik wirft Schaumkronen an die Küste, während dir eine steife Brise ins Gesicht bläst. Dramatische Fjorde und beeindruckende Insel- und Berglandschaften wechseln sich ab. Nun aber genau Lanzen für Norwegen gebrochen: Zurück zu unserer Reise.

 

In der Vergangenheit waren wir bereits einige Male in Norwegen und da Micha hier auch mal für einige Zeit gearbeitet und gewohnt hat, haben wir darum schon viel gesehen, hauptsächlich den Süden und den mittleren Teil Norwegens sowie die Lofoten und Vesterålen.

Das Nordkap

Normalerweise wird gesagt, der Weg sei das Ziel. In unserem Fall allerdings, war das Erreichen des Nordkaps nicht nur das Erreichen einer Landmarke, sondern auch ein Ziel- und Umkehrpunkt, denn von hier aus geht es langsam zurück Richtung Süden und Deutschland. Wir stellten bereits auf anderen Reisen häufig fest, dass wir auf der Zielgeraden, also auf den letzten 500 bis 800 Kilometer, nochmal richtig Gas geben. Also ging es die letzten 700 Kilometer ab Rovaniemi ohne Umwege auf verschneiten Straßen in fünf Tagen direkt zum Nordkap. Für die Strecke vom Kap der Guten Hoffnung bis zum Nordkap legten wir 75.799 Kilometer in 824 Tagen zurück.

Am Nordkap war es eisig und windig. Kein Mensch weit und breit. Das Besucherzentrum hatte an diesem Tag schon dicht gemacht und wir feierten unser Ziel mit zwei Guinness Bieren. Ganz alleine an der stählernen Weltkugel, die das Nordkap ziert. Komisch, jetzt waren wir da. Irgendwie glücklich, aber auch fix und fertig. Die Kälte zehrte an unseren Kräften.

Nur zwei weitere Wohnmobile blieben auf dem Parkplatz über Nacht. Am nächsten Morgen starteten wir nach einem kurzen Spaziergang unsere Reise zurück nach München. Wie gewohnt langsam und so blieben wir noch zwei weitere Nächte auf der Nordkapinsel Magerøya. Mit einem Orkan im Rücken, dem wir drei Steinschläge zu verdanken haben, ging es nach Süden. Die Straßenbedingungen wechselten zwischen verschneit, glatt und arschglatt.

Die nördlichste Stadt der Welt

Unser erster kurzer Halt war die Stadt Hammerfest auf dem Breitengrad N70° 40°. Man sagt, es sei die nördlichste Stadt der Welt. Mittlerweile bekam jedoch der Ort Honningsvåg auf Magerøya, mit mehr als 2500 Einwohnern, Stadtstatus. Da er sich nur knappe 30 Kilometer unterhalb des Nordkaps auf dem Breitengrad N70° 59° befindet, ist darum nun Honningsvåg die neue nördlichste Stadt der Welt. Hammerfest wirbt dennoch weiterhin mit dem Slogan als „nördlichste Stadt der Welt“. Wir besuchten nur die Hammerfest Kirche und den skandinavisch-russischen Meridianbogen oder kurz „Struve-Bogen“, benannt nach dem deutsch-baltischen Astronomen Friedrich Georg Wilhelm Struve (1793–1864). Der Bogen ist 2821 km lang und besteht aus 265 geodätischen Vermessungspunkten zwischen Hammerfest und Staro-Nekrassowka in der Ukraine. 35 Vermessungspunkte des Struve-Bogens wurden 2005 in das UNESCO Weltkulturerbe aufgenommen.

Wale, Wale und nochmal Wale

Die kleine Insel Skjervøy mit etwa 2700 Einwohnern, die ebenfalls über dem 70. Breitengrad liegt, hat im Winter fast mehr Touristen als im Sommer. Die Wahlpopulation ist hier in den letzten Jahren stark angestiegen und Whale Watching ist hier mit fast 100%iger Garantie in den Wintermonaten möglich. Wir haben früher schon viele Wale gesehen. Ein Highlight waren dabei die Glattwale, die man von der Peninsula Valdes in Argentinien, direkt vom Strand aus den ganzen Tag beobachten konnte. Obwohl wir so etwas einmaliges erleben durften, was wahrscheinlich auch nicht mehr zu toppen ist, buchten wir dennoch eine Tour bei Explore 70 Degrees. Eingepackt in super warme Anzüge, die einfach über die normalen Klamotten gezogen werden, fuhren wir zu zehnt in einem kleinen, aber sehr stabilen und bequemen RIB-Boot hinaus aufs Polarmeer. Es dauerte nicht lange, da sahen wir auch schon Buckelwale und Finnwale. Der Finnwal ist mit bis zu 27 Metern der zweitgrößte Wal der Welt. Auf der Nordhalbkugel sind die Wale etwa 10% kleiner und wiegen zwischen 40 und 80 Tonnen. Durch sein großes Maul kann er beim Fressen kurzzeitig bis zu 40 Tonnen Wasser aufnehmen und so den Krill (garnelenförmige Krebstiere) herausfiltern. Auf diese Art können bis zu zwei Tonnen Nahrung am Tag aufgenommen werden. Der ursprüngliche Bestand lag mal bei 450.000 Tieren. Nach den kommerziellen Walfängen bis in die 70er Jahre, schrumpfte der Bestand auf unter 5000 Exemplare. Jetzt ist er wieder bei 45.000 Finnwalen. Die Jagd auf Wale erreichte in den Jahren zwischen 1860 und 1986 ihren Höhepunkt - zwischen 1945 und dem Ende der 1970er Jahre war die Anzahl der getöteten Tiere pro Jahr am höchsten.

Man teilte uns mit, dass in einigen Tagen auch Orcas zu sehen sind. Bei Skjervøy hat man die weltweit einmalige Möglichkeit, mit den Schwertwalen zu schnorcheln. Orca Sichtungen sind etwa 230 Kilometer weiter südlich, bei Andenes auf der Insel Andøya auf den Vesterålen, in den Sommermonaten möglich. In den Wintermonaten von November bis Januar folgen sie den Heringsschwärmen ins Polarmeer bei Skjervøy. Schwertwale und Buckelwale kommen dann in dieser Jahreszeit zahlreich zusammen. Noch vor 15 Jahren konnte man das große Fressen südlich der Lofoten bewundern. Wegen der Klimaerwärmung ziehen die Heringsschwärme aber nun weiter nördlich und damit auch ihre Jäger. Und wenn man also im Winter schon mal so weit nördlich ist, blieben wir noch einige Tage und buchten eine weiter Tour. Wann kann man schon mal im Orcas schnorcheln?

Laut den Guides ist es ungefährlich mit Orcas zu schnorcheln, da sie nur Fische fressen und noch nicht einmal Robben, weil sie das hier in der Gegend nicht gelernt haben. Nur auf eine Sache muss man aufpassen, dass man nicht über dem Bait Ball schnorchelt. Dann kann es gefährlich werden. Bei einer Bedrohung von Raubtieren formieren sich die Heringsschwärme so, dass eine dicht gepackte kugelförmige Formation entsteht. Orcas schlagen dann mit ihren Schwanzflossen auf diese Fische, um sie zu töten. Gerne schießt auch mal ein Buckelwal aus der Tiefe hervor.

Nach einem einstündigen Briefing mussten wir uns Trockenanzüge anziehen. Bei guter Qualität bleibt die Wollunterwäsche drunter trocken. Selbstverständlich bekommt man auch Handschuhe, Schuhe und zwei Hauben über den Kopf, um das kalte Wasser so erträglich wie möglich zu machen. Die Ausrüstung war top und von guter Qualität. Nichts war nass, muffig oder alt. Voll bestückt mit Taucherbrille und Schnorchel, ging es wieder auf´s Boot. Wir fuhren aus dem Hafen raus und schon warteten die ersten Orcas auf uns. Insgesamt haben wir fast 50 Tiere gesehen, einmal sogar eine größere Schule mit mindesten 15 – 20 Tieren. Nach etwa zwei Stunden war es dann so weit. Die Orcas waren nahe ans Boot gekommen und wir durften langsam ins Wasser gleiten. Ein super krasses Erlebnis, wenn die riesigen Meeressäuger unter einen durch tauchen und man unter Wasser deutlich mehrere Tiere sehen kann als über dem Wasser. Nach ein paar Minuten ist es dann schon vorbei und man muss sich wieder auf das Boot ziehen. Weitere zwei Male hatten wir die Möglichkeit neben den Orcas im Wasser zu treiben. Ist man einmal im Wasser vergisst man total die Kälte und es wir einem warm bei so einem gigantischen Erlebnis.

Fazit: Ist es ethisch vertretbar, Orcas und andere Wale in ihrem Habitat zu stören? Für mich ein ganz klares „Nein“. Aber der Wunsch dieses großartige Ereignis miterleben zu dürfen war dennoch stärker. Es gibt in ganz Norwegen keine Gesetzte für Wale Watching. Theoretisch kann jede Privatperson mit einem Boot Touristen mitnehmen und auf das Meer fahren. Zum Glück macht das aber kaum jemand. Ich hoffe nur, dass es in Zukunft nicht überhandnimmt. Um es sich etwas schön zu reden, buchten wir bei einer seriösen Agentur. Unser Guide und sogar der Kapitän waren beide Meeresbiologen, die gut abschätzen konnten, wann es zu viel ist. Häufig kommt es auch vor, dass man die Orcas zwar sieht, aber die Guides entscheiden, dass man nichts ins Wasser darf. Wer auch so eine Tour buchen möchte, sollte aber am besten eine drei- bis sechs-Tagestour ab Tromsø mit „Orca Norway oder mit „Whale Watching Tromsø“  buchen. Beide Anbieter greifen auf kleine Schiffe für max. 12 Personen zurück. Wir buchten unsere Halbtagestour mit "Whale2Sea" und können diese Agentur ganz klar weiterempfehlen.

In der Stadt Tromsø, (auch das Tor zur Arktis genannt) mit seinen fast 80.000 Einwohnern machten wir etwas länger Halt. Wir mussten uns wieder etwas sortieren und Einkäufe erledigen. So landeten wir auf einem Campingplatz nahe der Stadt für € 36,- /Nacht/zwei Personen. Preislich eigentlich ganz ok. Es gab neue Einzelduschräume, so groß wie unser Badezimmer mit Fußbodenheizung sowie große Aufenthaltsräume. Strom und Internet waren ebenfalls inkludiert. Allerdings kostet ein Platz im Sommer über € 50,- pro Nacht.

In Tromsø schlenderten wir durch die Altstadt. Überall sieht man Roald Amundsen, der erste Mensch, der am 14.12.1911 den Südpol erreichte. Auch wegen seiner zahlreichen, anderen Expeditionen ist Amundsen für mich der größte Abenteurer, Forscher und Entdecker. Am 18. Juni 1928 startete er als Leiter einer fünf köpfigen Rettungsexpedition in Tromsø mit einem Flugzeug, um einem italienischen Piloten zu helfen, der auf einer Eisscholle abgestürzt war. Amundsen und alle Crewmitglieder verstarben bei diesem Rettungsversuch. Sein Flugzeug wurde nie gefunden. Dies geschah auf den Tag genau 25 Jahre nachdem er seine Tätigkeit als Polarforscher auf der Gjøa begonnen hatte.


 

Finnland - der Herbst war ziemlich kurz

17.11.2023 von Meiky

Finnische Seenplatte

Mit der Reederei Eckeröline ging es von Tallinn wieder nach Finnland. Anders als die letzten Schiffspassagen war die Fähre von Tallinn nach Helsinki voll bis auf den letzten Platz. Zum Glück dauerte die Überfahrt nur 2,5 Stunden. Bei Dunkelheit irrten wir aus Helsinki heraus. Unser Navi kannte mal wieder bessere Wege als den direkten. Nachts um 22:00 Uhr waren wir endlich an einem ruhigen Parkplatz außerhalb der Stadt angekommen. Auf die Großstadt Helsinki hatten wir keine Lust und so entschieden wir uns, erstmal in den Osten zur Finnischen Seenplatte zu fahren. Die Anzahl der Seen beträgt 42.200 und viele der Seen sind mit Wasserengen zu diversen Buchten, Becken und Seearmen miteinander verbunden. Allein der größte und weitverzweigte See hat eine Fläche von rund 4.370 km². Die Finnische Seenplatte hat insgesamt eine Fläche von mehr als 100.000 km² und ist somit die größte Seenplatte Europas. Mitten drin, im kleinen Ort Savonlinna, befindet sich die mittelalterliche Burg Olavinlinna, deren Bauarbeiten 1475 begannen. Schon 20 Jahre später galt die Festung als uneinnehmbar und hielt zahlreichen Angriffen stand.

Via Karelia

Das Wetter wurde regnerischer und kalt. Der kurze Herbst neigte sich dem Ende zu. Ganz im Osten, nahe der russischen Grenze, verläuft über einige 100 Kilometer die „Via Karelia“ von Süd nach Nord. Ein kleiner Teil Kareliens gehört zu Finnland, der weitaus größere Bereich umfasst jedoch die Republik Karelien, die zu Russland gehört. Seitdem wir in der besagten Region unterwegs waren, steht nun ein neues Land auf unsere Bucketlist, der Orte, die wir besichtigen möchten: „Karelien in Russland und die Kola Halbinsel“. Beides finden wir total spannend. Die Route führt überwiegend durch Wälder, vorbei an Flüssen und Seen, zum Teil auch auf Schotterpisten. 

Die Region zwischen Kuhmo und Kuusamo zählt, mit etwa 600 Braunbären, zu den bärenreichsten Gebieten in Europa. Im Sommer kann man sich mitten im Wald kleine Hütten buchen und auf Bärenbeobachtung gehen. Laut Hüttenbetreiber liegt die Chance auf eine Sichtung, während der Sommersaison, bei 90%. Gerne hätten wir so eine Hütte gebucht, aber die Garantie einen Bären außerhalb der Saison zu sehen, erschien uns zu gering. In die Hütten darf man erst ab 16:00 Uhr rein und um 18:00 Uhr wäre es bereits wieder dunkel geworden. Dazu kommt, dass die Bären in dieser Region schon ab Oktober in die Winterruhe gehen. Wir entschlossen uns darum, keine Bärenbeobachtungsstation aufzusuchen und es für ein anderes Mal aufzuheben. Meister Petz hatte aber keine Lust, so lange auf uns zu warten und entschloss sich kurzerhand auf einer kleinen Nebenstraße, direkt vor uns, über die Straße zu gehen. Es war nur ein kurzer Moment. Wir hielten an, der Bär ging weiter in den Wald, blieb dann ebenfalls stehen, schaute sich um, beobachtete uns und lief weiter in den Wald. Keine Zeit für den Fotoapparat. Wir haben mit unser Wildtierausbeute echt viel Glück gehabt: Füchse, Wölfe, Bären, Luchse, Robben und natürlich auch Renntiere. Einzig der Elch lässt noch auf sich warten!

Das Tor zur Arktis:

Auf unserem Weg nach Rovaniemi trafen wir zwei Radfahrer, Kaddi und Jevsej. Beide sind ebenfalls seit über zwei Jahren mit dem Fahrrad unterwegs und waren zuvor in Zentralasien. Auch für sie geht es zum Nordkap. Wir überholten sie auf einer Landstraße. Nach fünf Kilometern hielten wir an und kochten Kaffee; dieses Mal für vier Personen. Nur etwas später kamen sie vorbei geradelt und wir begrüßten beide mit dampfendem Kaffee. Sie freuten sich riesig und meinten, dass ihnen so eine kleine Einladung zum letzten Mal in der Türkei passiert war. Tja, nach der Türkei ist es auch Schluss mit Gastfreundschaft, das haben wir auch so erlebt. Ich habe wahnsinnigen Respekt vor Leuten, die diese Distanzen mit dem Fahrrad zurücklegen und dann auch noch bei dieser Witterung. Das Rad von Jovsej wiegt mit Gepäck fast 70 Kilogramm und beide schlafen fast ausschließlich im Zelt. Schaut mal bei den beiden vorbei: cycle2nature

Wer in Finnland auf dem Weg nach Norden ist, kommt an Rovaniemi kaum vorbei. Die letzte große Stadt mit 65.000 Einwohnern hat alles, um sich für den arktischen Winter zu präparieren. Bekleidung ist in Finnland deutlich günstiger als in Norwegen. Wir nutzen die „warmen“ (um die Null Grad) Temperaturen, um den Landy wieder etwas auf Vordermann zu bringen und kauften uns noch ein paar warme Sachen. Wir können Lammfellschuheinlagen wärmstens empfehlen. Nachdem wir die letzten Tage viel gefahren waren und wieder eine längere Fahrt anstand, blieben wir vier Tage in Rovaniemi und besuchten noch das Arktikum. Das Museum wurde 1992 eröffnet und zeigt mit verschiedenen Ausstellungen die Geschichte und das Leben nördlich des Polarkreises. Lappland erstreckt sich im Norden, oberhalb des Polarkreises, über die Länder Norwegen, Schweden, Finnland und einige Republiken Russlands, wie die Kola Halbinsel. Dort leben die Samen, eine indigene Bevölkerung. Es gibt diverse Samische Sprachen, die grenzübergreifend sind, sich aber innerhalb eines Landes stark unterscheiden können. Die rund 90.000 bis 140.000 Samen leben auf 260.000 km² (größer als UK), sind jedoch nur eine Minderheit mit einem Anteil von ca. 4 % an der Bevölkerung. In allen vier Ländern sind die Samen als Urvolk anerkannt.

 

Nur zehn Kilometer nördlich der Stadt befindet sich auch schon der nördliche Polarkreis auf N66° 33′ 55″. Hier geht die Sonne an den beiden Tagen der Sonnenwende gerade nicht mehr auf- bzw. gerade nicht mehr unter. Direkt auf dem Polarkreis befindet sich das Dorf des Weihnachtsmanns. Sogar ein weihnachtliches Postamt gibt es. Hier findest du die Adresse, falls du mal einen Wunschbrief an den Weihnachtsmann schicken möchtest:

 

Santa’s Main Post Office

Santa Claus Village Rovaniemi

Tähtikuja 1

96930 Napapiiri, Arctic Circle

 

Dass der Weihnachtsmann im Norden Finnlands wohnt, geht auf eine Legende des populären finnischen Rundfunksprechers Markus Rautio im Jahre 1920, zurück. Nach seinem Weihnachtsmärchen wohnt der Weihnachtsmann mit weißem Rauschebart und rotem Gewand im Berg Korvatunturi im Norden von Finnland. Die Berge dort sind geformt wie ein Ohr, so dass der Weihnachtsmann die Wünsche der Kinder aus aller Welt hören kann. Da der Berg an der russischen Grenze zu weit abgelegen war, wurde der Einfachheit halber Rovaniemi zum Wohnsitz des Weihnachtsmanns erklärt. Die Coca-Cola Company nutzte erst ab 1931, alljährlich zur Weihnachtszeit, diese Darstellung des Weihnachtsmannes für eigene Werbekampagnen. Daher kommt der häufige Irrglaube, Coca-Cola hätte den Weihnachtsmann erfunden.

Das gesamte Weihnachtsmanndorf ist natürlich eine riesige Touristenattraktion. Es reiht sich ein Souvenirgeschäft an das nächste und es werden Hundeschlitten- und Rentierschlittenfahrten angeboten. Meiner Meinung nach ist das ganze Dorf etwas lieblos gestaltet. Ich hatte mir im Vorfeld ein eher kitschig-schönes Dorf im Stil von „Willy Wonka und die Schokoladenfabrik“ vorgestellt. Besuchen kann man den Weihnachtsmann natürlich das ganze Jahr über, und nachdem wir uns hier und da manchmal das gesamte Vollgas-Touri-Programm geben, saßen wir auch prompt auf dem Schoß des Weihnachtsmanns – zumindest fast. Zuvor führte ein langer Weg durch die Geschenkfabrik, bis kurz vor die Türe des Weihnachtsmannes, wo man von einer lieben Elfe unauffällig ausgefragt wird. Danach ging es in einen kleinen Raum. Wir legten unsere Jacken ab und da saß er schon: der Weihnachtsmann höchstpersönlich! Er begrüße uns und wir unterhielten uns einige Minuten lang auf Deutsch. Natürlich wusste er bereits, wer wir waren, woher wir kommen und dass wir auf einer langen Reise sind. Laut der Elfe am Eingang spricht er alle Sprachen und weiß bekanntlich ja alles. (Kinder kurz weghören: Wahrscheinlich hat sie ihm alle Infos irgendwann einfach ins Ohr geflüstert). Es war ein echt schönes und witziges Erlebnis und sehr liebevoll gemacht. Zur Hauptsaison rund um die Weihnachtszeit wartet man drei Stunden auf eine Audienz und wird nach nur einer Minute schon wieder weiter gescheucht. Darum, besucht den Weihnachtsmann besser zur Nebensaison. Wir warteten etwa zehn Minuten und konnte recht lange mit ihm sprechen.

Der Norden:

Ab Rovaniemi gibt es in Finnland eigentlich nicht mehr viel zu sehen. Die letzten 400 Kilometer bis zur norwegischen Grenze nahmen wir ohne Umwege über verschneite und vereiste Straßen. Ab dort änderte sich das Wetter wieder und es wurde wärmer. Man merkt deutlich, dass es an der Küste eine andere Klimazone gibt. In Lappland herrscht kontinentales Klima und der Winter beginnt schon Anfang Oktober. Die norwegische Küste ist durch den Golfstrom viel milder und der Winter setzt von daher auch später ein.

Finnland hat uns sehr gut gefallen. Es ist aber ein Land, das man im „richtigen“ Winter besuchen muss. Also am besten Ende Februar. Dann findet man eine richtige Schneelandschaft vor, und alle Seen und Flüsse sind zugefroren. Zusätzlich gibt es wieder zehn Stunden Tageslicht. Das nächste Mal besuchen wir Finnland zu dieser Jahreszeit.


 

Finnland - die Autonome Republik Åland

16.11.2023 von Meiky

Skandinavien kurz erklärt:

Skandinavien, was genau ist Skandinavien eigentlich? Je nach Definition ist es unterschiedlich. Auf alle Fälle beinhaltet der Begriff immer Schweden und Norwegen.

Aus geografischer Sicht entspricht Skandinavien der skandinavischen Halbinsel. Somit gehört zu den beiden gerade genannten Staaten noch Finnland dazu. Dänemark jedoch nicht.

In kultureller, geschichtlicher und sprachlicher Hinsicht hingegen sind es die Länder Norwegen, Schweden und Dänemark, da dort der germanische Sprachzweig entstanden ist. So, dass auch Island und die Färöer-Inseln dazu zählen. Finnland hat einen ganz anderen (kulturellen, geschichtlichen und sprachlichen) Hintergrund.

 Aus geoökologischer Sicht gehören zur skandinavischen Halbinsel auch Teile Russlands, wie Karelien und die Kola Halbinsel. Hier dann aber wieder ohne Dänemark.

Grundsätzlich kann man aber immer von den nordischen Ländern sprechen: Norwegen, Schweden, Finnland, Dänemark und Island. Auch die autonomen Republiken, wie die Färöer Insel (zu Dänemark gehörend) und Åland (zu Finnland gehörend), gehören dazu. Denn, alle eben aufgelisteten Länder haben das Nordische Kreuz in ihrer Nationalflagge.

Finnland:

Mit der Wasaline ging es nach Finnland. Wir setzten bei Umeå über und erreichten nach 4,5 Stunden die Stadt Vaasa in Finnland. Danach fuhren wir gleich die ersten 100 Kilometer Richtung Süden entlang der Ostseeküste. Wir besuchten die Stadt Rauma. Die Stadt ist die drittälteste Stadt Finnlands und wurde 1442 gegründeten. Die rund 600 sehr gut erhaltenen bunten Holzhäuser im Zentrum gehören seit 1991 zur Liste des Weltkulturerbes. Nach nur einer weiteren Übernachtung mitten im Wald erreichten wir fast den Süden des Landes.

Dort ging es wieder auf eine Fähre. Dies Mal von Naantali nach Langnäs auf das Inselarchipel Åland. Um dorthin zu gelangen, gibt es einige Fährverbindungen. Wieder entschieden uns für die günstigste und zugleich auch die kürzeste Verbindung mit Finnlines für €66,- inkl. Fahrzeug. Nach 4,5 Stunden mit der fast leeren Fähre, waren wir auf Åland somit wieder näher an Schweden als an Finnland.

Die Autonome Republik Aland:

Am Südwestzipfel Finnlands befindet sich das kleine Schären-Archipel Åland, eine autonome Republik. Die Bewohner gehören zu Finnland, sprechen aber Schwedisch. Schwedisch ist auch die einzige Amtssprache. Die Menschen dort fühlen sich den Schweden näher als den Finnen, möchten sich aber keiner Nation anschließen. Sie möchten vollkommen unabhängig sein, da sie ihre inneren Angelegenheiten weitgehend ohnehin bereits autonom verwalten. Auf Åland arbeiteten wir wieder den Reiseführer ab. Es gibt die ältesten mittelalterlichen Kirchen Finnlands und die ehemalige russische Festung Bomarsund. Die Åland-Inseln wurden 1809 zusammen mit Finnland Teil des Zarenreichs Russlands. 1830 begann nach achtzehnjähriger Planungszeit der Bau der Festung, der aber niemals beendet wurde.

In der Inselhauptstadt Mariehamn gibt es das Marine Museum und dahinter liegt am Ufer vertäut ein Museumsschiff, die stählerne Viermastbark Pommern, gebaut 1903. Wir gehen selten in Museen, aber auf dieses Schiff hatte ich mich schon richtig gefreut. 11:00 Uhr, das Museum öffnet, wir sind die ersten Besucher im Museum und uns wurde gesagt, dass ab dem 01.10.2023 das Museumsschiff Pommern wegen Reparaturen nicht mehr besichtigt werden darf. Und ratet mal, welches Datum wir hatten? Genau, Sonntag, den 01.10.2023. Klar, weil sonntags auch so viel gearbeitet wird... Außerdem stand davon nichts auf der Homepage. Hätten wir das vorher gewusst, wären wir einen Tag früher gekommen. Super ärgerlich. Ich hätte so gerne das Schiff von innen besichtigt. Klar kann man sagen, es gibt doch noch die Passat und die Peking, ebenfalls Viermastbarken aus der Epoche. Aber: Die Pommern ist das einzige Schiff der legendären „Flying-P-Liner“ die vollkommen und im erstklassigen Originalzustand erhalten ist, und das ohne gläserne Aufzüge oder Umbauten zu Jugendherbergen, Restaurants, Schulschiffen, etc. Viele andere P-Liner, wie beispielsweise die Pamir oder die Preußen gingen unter oder wurden verschrottet. Toll, um einen Tag die Möglichkeit verpasst, ein 120 Jahre altes Schiff anzuschauen. Wann komme ich schon mal wieder nach Åland? Genug geärgert, die Reise geht weiter. Insgesamt blieben wir fünf Tage in der autonomen Republik Åland.

Das Reifendesaster

Schon vor der Weiterfahrt nach unserer kurzen Pause in Deutschland im Juni stand fest, dass wir Winterreifen kaufen müssen. Ich bin einfach davon ausgegangen, dass man in Skandinavien, also in Ländern, in denen mindestens sechs Monate im Jahr Schnee liegt, Winterreifen kaufen kann. Guter Dinge fuhren wir also im Hochsommer los, mit unseren grobstolligen, abgefahrenen und rissigen Sommerreifen. Die ersten Recherchen ergaben, dass erst Ende Oktober oder Mitte November Reifen geliefert werden, dann aber nur welche mit Spikes und für unglaubliche € 330,- pro Stück. Egal in welchem Land ich fragte, Schweden, Finnland oder Norwegen, ich erhielt immer dieselbe Antwort. Es wird in Russland produziert und daher dauert es halt derzeit länger. Super! In Lappland muss man aber schon Anfang Oktober mit viel Schnee rechnen. Wir müssen auch dazu sagen, unsere Reifengröße 235/85R16 ist zwar Standard, aber nicht sehr gängig und daher ist die Auswahl sehr begrenzt. Irgendwie sträubte ich mich für den Preis, Winterreifen mit Spikes zu kaufen, die wir nur drei Monate nutzen würden. Ab Dänemark dürfen wir dann alle Spikes wieder einzeln herauspulen, da eine Spikebereifung in Deutschland nicht erlaubt ist. Dann haben wir zwar Winterreifen in Deutschland, die wir aber nicht brauchen und schlecht weiterverkaufen können (wegen der vorgebohrten Löcher für die Spikes). Also entschlossen wir uns in Tallinn All Terrain Reifen mit Schneeflocken-Symbol zu kaufen. Das ist zwar nicht zu 100% die richtige Bereifung für den Winter, aber versicherungstechnisch sind wir auf der sicheren Seite und wir können die Reifen auch für die nächste Langzeitreise nutzen. Also nahmen wir ab Åland eine direkte Nachtfähre mit der Reederei Tallink/Senja Lines nach Tallinn. Die letzten vier Fährfahrten waren wahnsinnig entspannt. Nagelneue Schiffe und nur sehr gering ausgelastet, sodass die Fähren schon einen Kreuzfahrtcharakter haben. Wieder in Estland angekommen, ließen wir die vorbestellten neuen Reifen montieren und am Abend waren wir auch schon wieder in Finnland.

 

Kurze Reifenexkursion:

Unseren alten Sommerreifen vertrauten wir nicht mehr, da alle schon sehr große Risse aufwiesen. Angst, dass sie plötzlich platzen könnten, hatten wir aber nicht. In der Regel werden Risse durch die Walkbewegung langsam größer und tiefer, bis sie langsam Luft verlieren. Ein plötzlicher Reifenplatzer ist daher auszuschließen. So erging es uns auch in Schweden, als ein Reifen während der Fahrt über den Riss langsam Luft verloren hat. Das war übrigens auch unser erster Platten nach 160.000 Kilometern auf drei Langzeitreisen.

Trotz der geringen Gefahr eines Reifenplatzers fuhren wir unsere kaputten Reifen an der Vorderachse. Ein Auto lässt sich bei einem Reifenplatzer an der Vorderachse viel besser kontrollieren als an der Hinterachse. Obwohl die Hinterachse nicht lenkt, ist sie trotzdem spurführend. Daher müssen immer die besseren Reifen auf der Hinterachse montiert werden, egal ob Vorder-, Hinter- oder Allradantrieb.


 

Schweden - König, Holzpferdchen und kein Bargeld

11.10.2023 von Meiky:

Ein paar Reisenden auf Instagram zu Folge, die diesen Sommer in Schweden verbracht hatten, soll es angeblich überall super voll gewesen sein; sogar im Norden, der für viele bereits nördlich von Stockholm beginnt. Anscheinend gab es einen regelrechten Run auf die markierten Park4Night Plätze, um sie sich gegenseitig vor der Nase wegzuschnappen. Heutzutage findet man nur noch per App Plätze. Selber suchen, um die ganze Sache zu entzerren, ist out.

Ich nehme an, dass der Grund, warum die skandinavischen Länder in diesem Jahr so beliebt sind, wahrscheinlich darin begründet liegt, dass der Hype, den Island in den letzten Jahren (ja, auch schon vor Corona) erfahren durfte, langsam vorbei sein sollte. Das Wildcampen ist auf ganz Island nicht mehr erlaubt und wird mit drakonisch hohen Bußgeldern bestraft. Auf der isländischen Ringstraße reihen sich Wohnmobil an Wohnmobil. Vielleicht fahren die Leute nun darum nach Schweden und Norwegen, da diese Länder ebenfalls Freiheit und Abenteuer suggerieren.

Norwegen hat mit seiner sensationellen Natur und Landschaft wirklich wahnsinnig viel zu bieten, und ist somit nicht umsonst eines unsere Top-Lieblingsländer. Vermutlich wird der Camper-Boom auch dort, wie bereits auf Island geschehen, überhandnehmen. Reisende in den skandinavischen Ländern berufen sich meist auf das „Jedermanns Recht“. Es besagt, dass es erlaubt ist, überall bis zu drei Tage lang zu Campen. Was aber die wenigsten wissen: Es bezieht sich ausschließlich auf unmotorisiertes Reisen.

Nun könnte man sagen: „Ihr campt doch auch fast ausschließlich in der Natur!“ Das stimmt. Allerdings suchen wir uns jedes Mal Plätze, an denen wir niemanden stören und achten darauf, die Natur nicht zu beschädigen; uneinsichtig sollten sie zudem sein. Somit sind Naturschutzgebiete, private Grundstücke und Querfeldeinfahren für uns natürlich tabu. Auch werden keine Schranken hochgehoben oder Verbotsschilder ignoriert. Kommt ein Einheimischer vorbei, fragen wir, ob wir hier ein bis zwei Nächte stehen dürfen. Leider hält sich nicht jeder daran, und so kam es, dass deutsche Reisende beispielsweise in Norwegen schon einen schlechten Ruf besitzen. Es gibt sogar einen Begriff dafür: “German Overlanding“. Soll heißen: Die Deutschen packen für ihren dreiwöchigen Norwegenurlaub die Karre bei Lidl voll bis unters Dach und campen ausschließlich wild. Geben im Gastland kein Geld aus und missachten dabei zum Teil auch noch Naturschutzgebiete und Verbotsschilder.

 

Oftmals ist es auffällig, dass Schwedenreisende nur die schönsten Stellplätze von Park4Night abklappern. Ja, ist ja auch instagramable. Allerdings ist es mittlerweile auch schwierig in Schweden einen Platz am See oder am Fluss zu finden, der nicht bereits in einer App verzeichnet ist. Daher entschieden wir uns, lieber in den Wald zu fahren. Sehr häufig gibt es für Holzarbeiten Waldwege, die einige Kilometer in den Wald hineinführen. Am Ende des Weges ist immer eine große Wendemöglichkeit zu finden. Diese Plätze sind natürlich nicht so romantisch, aber man ist ungestört und es kommt niemand vorbei.

Etwa 100 Kilometer nördlich von Stockholm fuhren wir von der Fähre. Wir buchten über die Reederei DFDS, was wir nur empfehlen können. Wir zahlten € 250,- für das Fahrzeug und eine Kabine. Das Abendessen kostet € 20,-- pro Person. Mag zwar nach viel klingen, ist aber ein guter Preis. Es gibt ein Buffet und man kann essen und trinken, so viel man möchte. Theoretisch sind das vier Gänge, mit Suppe, Vor-, Haupt-, und Nachspeise und danach noch einen Espresso. Da sind € 20,-- wirklich nicht viel, zumal die Getränke inkludiert sind. Beim Frühstück für €14,-- pro Person verhält es sich ebenso.

 

Urspünglich stand Schweden gar nicht auf unserer Liste und Stockholm erst recht nicht. Wir haben keine Lust auf Großstädte. Das eigene Fahrzeug wird da eher zum Hindernis. Nachdem wir unseren Reiseführer auf der Fähre etwas genauer studiert haben, stellten wir schnell fest, dass Stockholm doch ein „must do“ ist. Also suchten wir uns ein Hotel. Die Voraussetzungen waren wie immer hoch: Außerhalb der Dieselfahrverbotszone, gute öffentliche Verkehrsanbindung, sicherer Parkplatz auf dem Hotelgelände und günstig. Die Wahl fiel auf das "Hotel J", und es erfüllte alle Voraussetzungen, € 120,-- pro Zimmer mit Balkon, inkl. Frühstück. Nicht günstig, aber preiswert. Das letzte Mal waren wir in Dubai in einem Hotel. Das ist auch schon wieder ein paar Monate her. Das Hotel liegt etwas außerhalb, aber zu Fuß ist man in fünf Minten am Bootsanlegesteg und nach weiteren 30 Minuten per Boot steht man mitten in der Altstadt.

Die Vasa:

Noch vor unserem Hotel Check-in, besuchten wir das Vasa Museum. Wenn man mich als Kind gefragt hätte, wie ein Piratenschiff aussehen muss, dann genau so, wie die Vasa. Das Schiff ist riesig und wahnsinnig beeindruckend. König Gustav II. Adolf von Schweden ließ das Schiff um die 1620er Jahre erbauen. Es sollte das größte und furchteinflößendste Schiff der ganzen Ostsee werden. Ein weiteres Deck wurde zusätzlich erbaut. Das 61 Meter lange Schiff (ohne Bugspriet und Laterne) ist mit 64 Kanonen ausgestattet und mit 700 Figuren, Ornamenten sowie Schnitzereien bestückt. Das Schiff wurde somit deutlich schwerer und die Wasserline endete nur etwa einen Meter unter den Kanonenluken. Am 10. August 1628 war es dann so weit: Das Schiff startete die Jungfernfahrt. Mit halber Besegelung und geringem Seegang neigte sich das Schiff so stark zu Seite, dass durch die Kanonenluken Wasser eindrang. Nach 20 Minuten und nicht mal 1500 Metern sank die Vasa in der Stockholmer Bucht. Bei einer Wassertiefe von 30 Metern ragten die Masten noch gute 20 Meter aus dem Wasser. Man versuchte damals die Vasa wieder zu bergen, was aber mit den damaligen technischen Hilfsmitteln unmöglich war. Die Masten wurden gekappt, damit der Wasserweg nicht behindert wurde und die Vasa geriet in Vergessenheit. Erst 1951 nahm man die Suche wieder auf und fand sie 1956 wieder. Es dauerte noch weitere fünf Jahre, bis die Vasa am 24.04.1961 und nach 333 Jahren, endgültig geborgen wurde. Zusätzlich wurden weitere 13.000 Schiffsteile, 500 geschnitzte Figuren und Kanonen gefunden. Der Hafenschlamm konservierte die Vasa so gut, dass sie fast unbeschadet blieb. Allein über 17 Jahre lang wurde sie mit Polyethylenglycol besprüht und danach restauriert, um sie für die Nachwelt zu konservieren. Die Vasa konnte zu 98% mit Originalteilen, die ebenfalls geborgen wurden, wieder rekonstruiert werden. Damals war sie das größte Puzzle der Welt.

Für die Nachwelt ist die Seeuntauglichkeit des Schiffes ein großer Vorteil. Wäre sie durch ihre Fehlkonstruktion und Toplastigkeit nicht gesunken, dann könnten wir sie heute nicht mehr bewundern, sondern sie wäre irgendwann auf hoher See bei den zahlreichen Seeschlachten zerstört worden.

Gamla Stan, Stockholm:

Am nächsten Tag ging es gleich früh morgens mit dem Boot in die Altstadt. Alles war noch recht leer. Aber Polizisten bauten die ersten Zäune und Barrieren auf. Die Stadt füllte sich mehr und mehr mit Menschen. Die Barrieren wurden ebenfalls zunehmend mehr, so dass wir einige Umwege gehen mussten. Wir wunderten uns und googelten. Schnell stand fest: Stockholm feiert heute das 50. Thronjubiläum. Oh shit… und wir mitten drin. Ab Mittag war Live Musik auf den zahlreichen Bühnen, verteilt über die ganze Stadt, zu sehen und zu hören. Die Stadt wurde deutlich bunter. Zahlreiche Soldaten der Marine, Luftwaffe etc. waren in ihrer schönsten Ausgehuniform gekommen und polierten ihre Instrumente. Gegen 14:00 Uhr ging es los. Eine Parade vom Kungsträdgarten bis zum Königlichen Palast und bis zur Insel Skeppsholmen. Etwas später fuhr dann der königliche Rolls-Royce mit König Carl XVI. Gustaf und Königin Silvia von Schweden zur Insel Skeppsholmen und sie rollten winkend an uns vorbei. Von der Insel ruderte das königliche Boot langsam und elegant ebenfalls zum Schloss. Wir standen zwar in der ersten Reihe, aber genau im Gegenlicht, so dass es schwierig war, ohne Kopfschmerzen und bleibende Zwinkerfalten etwas zu erkennen.

Noch nie war ein schwedischer König so lange im Amt, und für uns war es die erste Parade dieser Art, die wir mitterleben durften. Ab 17:00 Uhr wurde es wieder ruhiger. Die Barrieren waren abgebaut und die Plätze lichteten sich langsam aber merklich. Zu guter Letzt unternahmen wir mit dem Schiff eine Hafen- und Kanalrundfahrt, und verließen nach über elf Stunden, ebenfalls per Boot, die schwedische Hauptstadt Richtung Hotel.

Selbstverständlich ebenfalls mit dem Boot, ging es am nächsten Tag wieder los, allerdings in die andere Richtung zur Insel Vaxholm. Das primäre Ziel war für uns aber die Fahrt durch die Schären. Ausflugsboote nehmen vom Zentrum aus ebenfalls Kurs auf Vaxholm. Die Strecke kann man aber auch mit den deutlich günstigeren Linienbooten abfahren.

Alle Schweden-Klischees erfüllt!

Nach drei Nächten im Hotel fällt es wieder leicht, in den Landy umzusteigen. Wir können, dürfen und möchten jedes Mal weiterfahren. Es ging weiter nach Norden, entlang der Schärenküste Richtung Uppsala. Natürlich machten wir bei IKEA Halt, um etwas zu essen, später gab es auch typische schwedische Zimtschnecken. Danach fuhren wir ausschließlich auf Nebenstraßen zum Siljansee. Etwa 30 Kilometer vor dem See entdeckten wir eine Knäckebrot Fabrik. Auf den letzten 200 Metern zur Fabrik roch die Luft schon nach Frischgebackenem. Wie ist es wohl, in einem Ort zu wohnen, an dem es die ganze Zeit nach Essen riecht? Wahrscheinlich haben die Bewohner die ganze Zeit Hunger.

Am See liegt zudem der kleine unscheinbare Ort Nusnäs. Hier kann man eine Dalahäst Fabrik bewundern. Es handelt sich dabei um das meistverkaufte Souvenir Schwendens: kleine rote Holzpferde, die in Handarbeit hergestellt und bemalt werden. Mit einer Bandsäge werden aus Holzbalken grob die Pferde ausgesägt, um diese danach per Hand in Form zu schnitzen. Die Bemalung der Pferde erfolgt ebenfalls per Hand, somit gleicht kein Pferd dem anderen.

Karl von Linné:

Micha wurde während ihres Studiums oft mit dem Namen Karl von Linné konfrontiert. Linné, geboren 1707, war ein Naturforscher der modernen Botanik. Sein offizielles, noch heute gültiges, botanisches Kürzel lautet nur „L“ Wir besichtigten seine Residenz Hammarby bei Uppsala mit dem botanischen Garten. Dieser sah zur fortgeschrittenen Sommerzeit allerdings etwas traurig aus. Linné führte auf seinem Gutshof Exkursionen mit seinen Studierenden durch. Der Hof wird heute von der Universität Uppsala verwaltet. Carl von Linné wurde im Dom von Uppsala begraben. Die Grabplatte ist meist mit Blumen verziert. Der Naturwissenschaftler Anders Celsius, nur sechs Jahre älter als Linné, lebte ebenfalls in Uppsala. Ob sich die beiden abends mal auf ein Bier getroffen haben? Fest steht, dass Linné ein Jahr nach Celsius´ Tod versehentlich die Fixpunkte der Celsius-Skala vertauschte. Ursprünglich legte Celsius mit 0°C den Siedepunkt und mit 100°C den Gefrierpunkt fest. Heutzutage wird ausschließlich die letztere, also die von Linné vertauschte Form, verwendet.

Rentiere und Moschusochsen:

In der Region Härjedalen fuhren wir in die Berge zu einen Research Zentrum für Moschusochsen. Nur noch ca. 20 dieser Tiere leben in Schweden, es waren aber auch schon mal nur drei, wobei die Tiere hier grundsätzlich gar nicht heimisch waren. Moschusochsen sind Urtiere aus der Mindeleiszeit und seit fast einer Million Jahren unverändert geblieben. Sie haben sich an das nördliche Polarklima angepasst. Ursprünglich kommen sie aus Zentralasien. Die größte Population findet sich im Norden Kanadas, wo etwa 60.000 Tiere leben. Weiterhin gibt es noch welche in Alaska, Sibirien, Norwegen und Grönland; insgesamt 145.000 Tiere. Während des arktischen Winters zehren sie von ihren Fettreserven, dem Buckel über den Vorderläufen. Nach dem Winter haben sie ein Drittel an Gewicht verloren. Die männlichen Tiere können im Winter ihre Körpertemperatur um zwei Grad senken, um Energie zu sparen. Das Fell eines Moschusochsen ist zehnmal wärmer als Schafsfell, aus diesem Grund wurde das Tier in Alaska fast ausgerottet. Aber das kuriose an den zotteligen Viechern ist: Es sind gar keine Ochsen oder Kühe, es sind Ziegen. Das eindeutige Erkennungsmerkmal sind die zum Schlitz geformten Pupillen. Sie sind nicht rund, wie bei Kühen. Toll, das haben wir zuvor auch nicht gewusst.

 

Auf einem fast 900 Meter hohen Hochplateau in der Nähe des Moschusochsenzentrums gibt es große Rentierherden und deshalb übernachteten wir auch dort. Es war mal wieder schön im Auto zu liegen und Tiere zu hören, die zum Teil bis auf 15 Meter nahe an das Auto kamen. Die Krönung des Tages beziehungsweise der Nacht war dann noch ein schwaches Polarlicht. Wir freuten uns riesig, es ist das erste, das wir je gesehen haben. Mit dem bloßen Auge schwer zu erkennen, der Fotoapparat hält es aber deutlich fest. Wir freuen uns schon auf mehr. Der Norden hätte uns noch sehr gereizt, der Umweg war uns aber zu groß, denn wir wollten noch nach Finnland. Also ging es dann ohne Umwege nach Umeå zur Fähre mit der Reederei Wasa Line.

Obwohl wir nicht sehr lange in Schweden waren, hat es uns sehr gut gefallen. Auf dem Rückweg werden wir Südschweden im Winter anschauen. Den Norden haben wir ausgelassen, das werden wir bestimmt eines Tages nachholen. Bei dieser Tour könnte man auch Karelien in Russland machen. Karelien kennt noch keine Sau. Es ist scheint aber super schön zu sein. Leider könnten wir auf der aktuellen Tour nicht alles anschauen.

 

Wir stellten in Schweden ziemlich schnell fest, dass es kaum bis gar keine Geldautomaten mehr gibt. Alle Zahlungen erfolgen per EC- oder Kreditkarte. Einfach nur tappen und weiter gehts. Und genau so ist es auch bei den öffentlichen Verkehrsmitteln. Mit fährt mit U-Bahn, Bus oder Boot, steigt ein, hält seine Karte an ein Gerät, kurzes Piepen und das wars. In München stehe ich erstmal fünf Minuten vor dem Tarifzonenplan, dann quäle ich mich weitere zehn Minuten durch das Menü, um mir im Anschluss die Frage zu stellen, wie viele Steifen jetzt entwertet werden müssen. In Schweden erhält man am Abend über die Kreditkarten App die Abrechnung. Für uns waren es € 7.- pro Person für den ganzen Tag Nutzung der öffentlichen Verkehrsmittel in Stockholm. Auch Parkautomaten gibt es nicht mehr, dies erfolgt über eine App, Abrechnung via PayPal und ist super easy. Überhaupt sind alle elektronischen Zahlungsmöglichkeiten in Skandinavien und im Baltikum gut und einfachst gestaltet, so dass man es sofort versteht. Da kann sich Deutschland eine Scheibe davon abschneiden.

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Norwegen - Mietwagenreise, Lofoten und Versterålen

Dezember 2017 von Meiky

Im Juni 2011 waren wir auf den Lofoten und auf Vesterålen, wir fanden es super dort: wir hatten auch wahnsinniges Glück mit dem Wetter. Es gab durchgehend Sonnenschein. 24 Stunden am Tag - wurde ja nicht dunkel, darum auch in der Nacht, den kompletten Urlaub über.

Man sollte die Lofoten am besten mit dem Zelt bereisen, da es so viele schöne Orte gibt, die mit dem Auto nicht erreichbar sind. Dieses lässt man darum am besten irgendwo stehen und wandert zu abgeschiedenen Stränden, wo man dann sein Zelt aufschlagen kann.

Die Lofoten sind sehr klein und übersichtlich, mit dem Auto ist man eigentlich sehr schnell durch, aber man kann viel Zeit auf den Wanderrouten am Meer verbringen, die zu kleinen und großen verlassenen Buchten führen.


 

Dänemark - Ein Winter- und ein Frühlingstrip

Dezember 2017 von Meiky

2012 sind wir 4 Tage durch Dänemark bis nach Hirtshals gefahren, an die Nordspitze Dänemarks, um die Fähre nach Island zu nehmen.

Und eine Nacht waren wir 2009 ebenfalls in Kopenhagen. Es gibt Lust auf mehr. Und wir werden bestimmt Dänemark mal etwas genauer unter die Lupe nehmen.


 

Norwegen - Ein Jahr mit vielen Trips

Dezember 2017 von Meiky

Micha hat das Jahr 2009 beruflich in Norwegen verbracht und da lag es nahe viele kürzere und längere Trips in die Umgebung zu unternehmen.

Vom Fjord über Gletscher bis hin zu Stabkirchen haben wir sehr viel abgeklappert - damals noch mit Auto und Zelt. Die Idee zum "Upgrade" auf einen Land Rover mit Klappdach kam dann kurze Zeit später.

Norwegen ist mit seinen schönen Ländschaften und der ruhigen Natur eines unser Favoriten und es ist sehr schade, dass wir es in der letzten Zeit nicht wieder geschafft haben dort hin zu fahren.



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