Rwanda – das Land der tausend Hügel

Schatten der Vergangenheit, 05.10.2022 von Micha

 

Es ist das Jahr 1994: Ich sitze mit meinen Eltern vor dem Fernseher und sehe die Nachrichten. Rwanda, Hutu und Tutsi, sagen sie. Begriffe, die meinem 13-jährigen Ich nichts sagen. Ein weiterer Konflikt auf dieser Welt. Weit weg von uns, in Afrika. Verständnislos und gebannt starre ich auf den Bildschirm. Rwanda, Hutu und Tutsi - Begriffe, die mir bis heute im Gedächtnis geblieben sind. Damals hätte ich vermutlich nie auch nur im Traum daran gedacht, dass mich in der Zukunft einmal eine Reise nach Rwanda führen würde. Und dennoch bin ich nun hier.

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Genozid in Rwanda kurz erklärt, 05.10.2022 von Meiky

 

Doch was ist beim Genozid in Rwanda damals eigentlich genau passiert? Ursprünglich waren die Bewohner von Rwanda und Burundi ein homogenes Volk, obwohl es eine vorherrschende ethnologische Ideologie gab. Dabei war der Stamm der Tutsi denen der Hutu und Twa überlegen. Die Aufteilung, wer Hutu und wer Tutsi war, war abhängig von der Anzahl der Kühe, die jemand besaß. Mit mehr als zehn Kühen war mal ein Tutsi (Viehzüchter), mit weniger als zehn Kühen war man ein Hutu (Bauer und Landwirt). Dazu gab es noch 1% Twa (Pygmäen).

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Das Land der tausend Hügel, 05.10.2022 von Meiky

 

Nach unserem Bericht über die Genozid Gedenkstätten in Rwanda könnte man meinen ein trüber Schatten liege über dem Land, doch wir haben auch andere Seiten davon kennengelernt. Nach dem Besuch der Gedenkstätte Murambi führte uns unser Weg nämlich zum traditionellen Museum mit den ehemaligen Königspalästen der rwandischen Könige. Zum einen gab es den alten Palast zu sehen, der einer großen, aber luxuriösen Strohhütte gleicht, zum Anderen einen „richtigen“ Palast aus Stein, den die Belgier für den König erbaut hatten.

Angrenzend weiden die königlichen Inyambo Kühe.

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Das Singapore Afrikas, 05.10.2022 von Meiky

 

Okay, ich gebe zu, die gewählte Überschrift ist sehr überheblich. Doch lasst mich erklären, warum ich sie gewählt habe:

 

Unmittelbar nach unserem Grenzübertritt von Burundi nach Rwanda erlebten wir eine Art Kulturschock: kein herumliegender Müll, perfekt asphaltierte Straßen, kein Betteln und Niemand, der uns „Muzungu“ hinterherruft. Wir waren sprachlos und gleichzeitig ratlos. Wie kann es sein, dass beide Länder, Burundi und Rwanda, bei etwa gleicher Ausgangslage, so weit auseinanderdriften, und das nur innerhalb von weniger als 30 Jahren.

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Schatten der Vergangenheit

05.10.2022 von Micha:

Es ist das Jahr 1994: Ich sitze mit meinen Eltern vor dem Fernseher und sehe die Nachrichten. Rwanda, Hutu und Tutsi, sagen sie. Begriffe, die meinem 13-jährigen Ich nichts sagen. Ein weiterer Konflikt auf dieser Welt. Weit weg von uns, in Afrika. Verständnislos und gebannt starre ich auf den Bildschirm. Rwanda, Hutu und Tutsi - Begriffe, die mir bis heute im Gedächtnis geblieben sind. Damals hätte ich vermutlich nie auch nur im Traum daran gedacht, dass mich in der Zukunft einmal eine Reise nach Rwanda führen würde. Und dennoch bin ich nun hier. Kaum in Rwanda von Burundi kommend angekommen, sind wir geflasht. Reisfeld reiht sich an Reisfeld. Bananenbaum an Bananenbaum. Alles ist sauber. Keinerlei Müll zu sehen und zu unserem größten Erstaunen modernste Blitzgeräte überall.

Kaum zu glauben, was hier vor 28 Jahren 1994, los gewesen sein muss…

Eine unserer ersten Stationen im Land ist eine Kaffeefarm, auf der wir übernachten können. Unweit davon ein Mahnmal aus der damaligen Zeit, welches wir uns am nächsten Tag anschauen: das Murambi Genocide Memorial.

Wir sind die einzigen Besucher, als wir den riesigen Parkplatz überqueren und auf den Mann am Eingang des Gebäudes zu steuern. Die Aura des Geländes ist wie bei den meisten Stätten dieser Art: grau, drückend und irgendwie beklemmend. Wie beklemmend es noch werden würde, ahnte ich da noch nicht… Der Mann stellt sich als Guide für das Gelände heraus. Er erklärt uns es gäbe keine Eintrittsgebühr, aber eine kleine Spende sei erwünscht. Nach dem Besuch des Museums im Hauptgebäude, in dem Fotos der Opfer ausgestellt und die Geschichte und der Hergang des Genozids beschrieben sind, geht es hinaus auf das freie Gelände. Darauf stehen in regelmäßigen Abständen Barracken. Vor dem Völkermord war hier ein großer Schulkomplex, der sich jedoch noch im Bau befunden hatte. Dazwischen Steintafeln. Die Namen der Täter stehen darauf. Umrahmt von einem Gitter. Die Geister der Täter sind durch das Gitter hier gefangen, sagt unser Guide. Die Namen von 2500 Opfern sind nicht eingezäunt. Stumm stehen sie auf Tafeln nebeneinander, die restlichen Namen kennt man nicht. Zehntausende Opfer ohne Namen und das nur hier in Murambi.

 

Aber auch wie die „Operation Turquiose“, eine französische Militäroperation, die nach den Geschehnissen zur Aufklärung nach Rwanda gesendet worden ist, hier gewütet haben soll, ist niederschmetternd und mehr als unfassbar.

Als wir an den weiteren Gebäuden des Geländes ankommen, steht auf einem Schild geschrieben, dass in der Baracke die Körper von Opfern aufgebahrt und abgelegt sind. Unser Guide deutet darauf und sagt: „Hier müssen wir stark sein, denn die Körper einiger Opfer sind in dem Gebäude“. Ich lese was dort steht, höre was er sagt - doch verstehen tu ich die Worte nicht. Zu unglaublich klingt das für mich. Wie hypnotisiert gehe ich unserem Guide und Meiky hinterher und betrete den Raum, nicht fassend was gerade geschieht. In dem kleinen Zimmer stehen wir zu dritt neben Bänken aus Holz, darauf die Leichen des Genozids von Murambi. Eingehüllt und konserviert in Kalkstaub liegen und kauern sie einfach auf den Brettern. Einundzwanzig... zweiundzwanzig…, ich höre nicht mehr was der Guide uns sagt. Nicht nur der Leichengeruch treibt mir die Tränen in die Augen. Wie lange stehen wir hier schon? Ich verlasse den Raum.

BAM – wie mit einem Hammer schlägt es dir hier die unfassbaren Schrecken eines Genozids gegen den Kopf, nimmt dir die Luft zum Atmen. Die gewünschte abschreckende Wirkung hat ihr Ziel nicht verfehlt. Auf die schonende Weise wird dir hier nichts beigebracht.

 

In meinem Leben habe ich mehrere, derartige Gedenkstätten und Tatorte gesehen und besucht: In Yerewan, Armenien; Yad Vashem in Israel, deutsche KZ; die Schule in Beslan. Trotz der Traurigkeit und des Schreckens eines jeden einzelnen: Murambi lässt einen sprachlos und bis aufs Mark erschüttert zurück. Als ich den Raum verlassen habe atme ich tief durch, doch der Geruch lässt mich auch hier draußen kaum los. Kurz darauf kommen Meiky und der Guide ebenfalls heraus. Der Guide legt mir kurz die Hand auf den Rücken und schau mich an, fragt, ob alles in Ordnung wäre. Doch nicht ich bin es, auf diesem Areal, die Mitgefühl benötigt. Und für die Opfer kommt Mitgefühl zu spät. Das Einzige was man tun kann, ist dafür zu sorgen, dass solche Schrecken in Erinnerung bleiben und sich nie mehr wiederholen dürfen.

Genozid Gedenkstätten in Kigali, Nyamata und Ntarama

In der Hauptstadt Kigali gibt es die größte Genozid Gedenkstätte Rwandas, mit einem sehr guten Museum und genauen Erklärungen, wie es überhaupt soweit kommen konnte. Auf dem Areal dieser Gedenkstätte wurden nach dem Genozid 250.000 Tutsi und gemäßigte Hutu begraben. Der größte Teil der Begrabenen ist leider auch hier namenlos.

 

Wer Kigali besucht, sollte sich ebenfalls auf den Weg zu den beiden Orten Nyamata und Ntarama machen, die nur etwa 25 Kilometer entfernt liegen. Auch sie sind keine Sehenswürdigkeiten im herkömmlichen Sinn, aber ehemalige Schauplätze und nun Gedenkstäten, die die Grausamkeit erschütternd darstellen. In den Kirchen der vermeintlichen Zuflucht liegen die Kleider der Opfer, und ein Teil der Gebeine ist ebenfalls aufgebahrt. Diese Art der Abschreckung – und auch die Aufbahrung einiger Opfer in mehr als zehn Gebäuden in Murambi - stößt zwar national und international auf Unverständnis, soll aber verhindern, dass dieser Genozid geleugnet werden kann.

 

Ein Projekt das Hoffnung macht ist das „Nyamirambo Women´s Center“ in Kigali, bei dem heute ehemalige Hutu und Tutsiwitwen und Überlebende des Genozids gefördert werden und gemeinsam zusammenarbeiten. Ein Besuch lohnt sich, nebenbei kann man im dazugehörigen Shop ein paar schöne Souvenirs erstehen und dabei das Projekt unterstützen.


Genozid in Rwanda kurz erklärt

05.10.2022 von Meiky:

Doch was ist beim Genozid in Rwanda damals eigentlich genau passiert? Ursprünglich waren die Bewohner von Rwanda und Burundi ein homogenes Volk, obwohl es eine vorherrschende ethnologische Ideologie gab. Dabei war der Stamm der Tutsi denen der Hutu und Twa überlegen. Die Aufteilung, wer Hutu und wer Tutsi war, war abhängig von der Anzahl der Kühe, die jemand besaß. Mit mehr als zehn Kühen war mal ein Tutsi (Viehzüchter), mit weniger als zehn Kühen war man ein Hutu (Bauer und Landwirt). Dazu gab es noch 1% Twa (Pygmäen). Mit steigender oder fallender Anzahl an Kühen konnte man auf- und absteigen. Das Volk lebte jedoch trotzdem friedlich zusammen.

 

Während der Kolonialisierung und der Zugehörigkeit des Volkes zu Deutsch-Ostafrika wurde die Meinung vertreten, dass die bessergestellten Tutsi kaukasischer Abstammung seien und somit den Europäern näherstehen würden. Aus diesem Grund wurden sie privilegiert behandelt und erhielten bessere Bildung und kamen zu Verwaltungspositionen. Das Ganze gipfelte in einer Rassentrennung durch die Belgier, die nach dem ersten Weltkrieg neue Kolonialherren geworden waren. Anhand äußerer Merkmale, durch die angeblich erkannt wurde, ob jemand zu den Hutu oder den Tutsi gehörte, wurden Menschen, sozusagen bürokratisch am Schreibtisch, dem jeweiligen Stamm zugeteilt und entsprechende Identifikationskarten ausgestellt. Diese musste jeder immer mit sich führen. Nach und nach erhielten die Tutsi mehr führende Positionen und nach der Unabhängigkeit 1963 wurde die Regierung den Tutsi überlassen. Die Feindseligkeit von Hutu und Tutsi wuchs stetig an. Im Laufe der kommenden Jahre kehrte sich das historische Bündnis um. Durch einen Putsch kamen die Hutu an die Macht und vertrieben die Tutsi ins Exil, in den Ost Kongo. Es folgten mehrere blutige Kämpfe und Auseinandersetzungen mit mehr als 100.000 Opfern. Schließlich brach 1990 ein Bürgerkrieg zwischen beiden Stämmen aus. Radiosender und die Staatsmiliz Interahamwe hetzten die Hutus gegen die Tutsi auf. Am 06.04.1994 wurde dann das Flugzeug des Hutu Präsidenten von Rwanda und Burundi am Flughafen von Kigali abgeschossen. Wer den Anschlag zu verantworten hat wurde bis heute nicht aufgedeckt. Nur 30 Minuten später begann der Genozid. Ein Radiosender rief zum Mord an den Tutsi auf. Nicht nur das Militär, sondern (fast) das ganze Hutu Volk stürzte sich auf die Tutsi. Auf offener Straße, an Kontrollpunkten, überall wurden sie getötet. Tutsi flüchteten sich zum Teil in Kirchen, Krankenhäuser und Schulen, in der Hoffnung auf Schutz, wo sie letztendlich aber auf bestialische und grausamste Art und Weise belagert, ausgehungert und mit Macheten, Knüppeln, Äxten und Nagelbrettern getötet wurden. Auch vor Frauen und Kleinkindern machte man nicht halt, Säuglinge wurden teilweise an Wänden erschlagen. An vielen Orten gab es kaum bis nur sehr wenige Überlebende. So wie etwa in Murambi: Von den 50.000 Opfern haben maximal nur 36 Tutsi das Massaker überlebt. In 100 Tagen wurden fast 1 Mio Tutsi und gemäßigte Hutus getötet.

 

Was man nicht außer Acht lassen darf ist der Beitrag, den die Deutschen, Belgier und Franzosen tragen, und natürlich ab 1990 auch der Rest der Welt. Still wurde zugeschaut wie Rwanda zum Waffen-Importmeister der Subsahara wurde, Warnungen aus Rwanda und deutliche Anzeichen wurden ignoriert.

 

Unter der Führung von Paul Kagame, dem jetzigen Präsidenten von Rwanda, gelang es der RPF (der Rwandischen Patriotischen Front) mit Hilfe der Armee Ugandas den Völkermord zu beenden.

 

Die Aufarbeitung funktionierte in Rwanda auf ihre eigene Art vorbildlich. Es gab zahlreiche Gacaca-Gerichte. Das sind vom Dorfältesten geführte Prozesse, gemeinsam mit der Gemeinde. So konnte man 200.000 Verhandlungen in 15 Jahren abschließen. Mit dem Ziel eine einheitliche Zukunft der Versöhnung zu finden. Die Hauptverantwortlichen wurden über den Internationalen Gerichtshof angeklagt und verurteilt, was bis zum heutigen Tag andauert.

 

Was soll man zum Schluss also sagen? Manchmal bekommt man auf Reisen doch den Eindruck, die Welt sei schlecht. 1.000.000 Opfer in nur 100 Tagen und die Welt schaute weg. Das Museum in Kigali zeigt weitere Genozide auf: Namibia, Türkei/Armenien, Deutschland, Kambodscha Bosnien und Irak sind Länder, die man ebenfalls mit Völkermorden verbindet. Der jüngste bekannte Genozid an den Rohingya der an den ist erst fünf Jahre her und war vermutlich nicht der Letzte. Derzeit gibt es den schlimmsten Krieg in der Region Tigray im Norden von Äthiopien. Ebenfalls vergessen von der Welt. In den Medien findet man kaum Informationen darüber. Äthiopien ist wirtschaftlich für Europa und die USA offenbar eher uninteressant, um einzugreifen… Die Welt schaut wieder weg!


Das Land der tausend Hügel

05.10.2022 von Meiky:

Nach unserem Bericht über die Genozid Gedenkstätten in Rwanda könnte man meinen ein trüber Schatten liege über de.m Land, doch wir haben auch andere Seiten davon kennengelernt. Nach dem Besuch der Gedenkstätte Murambi führte uns unser Weg nämlich zum traditionellen Museum mit den ehemaligen Königspalästen der rwandischen Könige. Zum einen gab es den alten Palast zu sehen, der einer großen, aber luxuriösen Strohhütte gleicht, zum Anderen einen „richtigen“ Palast aus Stein, den die Belgier für den König erbaut hatten.

 

Angrenzend weiden die königlichen Inyambo Kühe, dessen besonderes Merkmal die ausgesprochen großen Hörner sind. Dazu erschienen uns die Kühe auch größer als die restlichen Kühe Afrikas, denen man tag täglich begegnet. Die Angestellten des Museums erlaubten uns auf dem zugehörigen Parkplatz zu übernachten und das WLAN zu nutzen. Beides war für uns sehr praktisch.

In der Hauptstadt Kigali konnten wir endlich mal wieder mexikanisches Essen genießen und standen zwei relativ ruhige Nächte bei einem freundlichen Hotel. Danach machten wir uns auf den Weg weiter nach Norden in die kleine Stadt Kinigi. Im Grenzgebiet zur DRC und Uganda liegen die Virunga Vulkane, das Gebiet der Berggorillas und man verbindet damit unweigerlich den Namen Dian Fossey oder auch “Nyirmachabelli“ = die Frau die einsam im Wald lebt. Dian Fossey, eine starke Frau, die sich für den Schutz der Gorillas und die Forschung über die imposanten Tiere einsetzte und dies 1985 mit ihrem Leben bezahlen musste. Ihre Arbeit war jedoch nicht umsonst und sie wird weiterhin fortgesetzt. Im Juni 2022 entstand ein neuer Campus des Dian Fossey Gorilla Fund. Das Gebäude verfügt über Forschungseinrichtungen und ein Infozentrum, inkl. 360 Grad Kino für Touristen. Junge Studenten/Forscher halten Vorträge und setzen sich ebenfalls für die Berggorillas ein. Die Gorillas selbst schauten wir uns in Rwanda aber nicht an. Die Gebühr beträgt hier satte 1.500,- USD und auch im Kongo, wo es günstiger angeboten wird, lässt es die Sicherheitslage momentan nicht zu. Das Wetter war sehr schlecht und so blieben wir nur eine Nacht in dieser Region, und machten uns am nächsten Tag nach Uganda auf, zur anderen Seite der Virunga Vulkane.


Das Singapore Afrikas

05.10.2022 von Meiky

Okay, ich gebe zu, die gewählte Überschrift ist sehr überheblich. Doch lasst mich erklären, warum ich sie gewählt habe:

 

Unmittelbar nach unserem Grenzübertritt von Burundi nach Rwanda erlebten wir eine Art Kulturschock: kein herumliegender Müll, perfekt asphaltierte Straßen, kein Betteln und Niemand, der uns „Muzungu“ hinterherruft. Wir waren sprachlos und gleichzeitig ratlos. Wie kann es sein, dass beide Länder, Burundi und Rwanda, bei etwa gleicher Ausgangslage, so weit auseinanderdriften, und das nur innerhalb von weniger als 30 Jahren.

 

Was haben beide Länder gemeinsam:

/ Binnenländer

/ Ähnlich groß, mit ähnlicher Bevölkerungsdichte

/ Ab 1884 bis 1916 Teil der Kolonie Deutsch-Ostafrika

/ Nach dem ersten Weltkrieg an Belgien abgetreten und Bildung einer gemeinsame Kolonie

/ Ab 1962 wurden beide Staaten unabhängig

/ In den 60er Jahren waren beide Länder gleich arm

/ Langeanhaltende Unruhen durch ethnische Rassentrennung zwischen Hutu und Tutsi

/ 1994: blutiger Rassenkrieg und Völkermord

/ Danach kaum politische Führung mit vollständig zerstörter Infrastruktur

/ Beide Länder wurden/werden in einer Präsidial Republik diktatorisch regiert. Der Präsident ist Staatsoberhaupt und gleichzeitig Regierungschef.

Ab dem Jahr 2000 änderte sich dann so einiges.

In Rwanda ist seit April 2000 Paul Kagame die machthabende Person. In Burundi war es von August 2005 bis Juni 2020 Pierre Nkurunziza und danach Evariste Ndayishimiye.

 Die Konflikte liefen in Burundi bis 2003 weiter. Darunter u.a. der Konflikt zwischen Hutu und Tutsi. Er verlagerte sich in den Ostkongo (damals Zaire), da sich viele der Hutu-Haupttäter dorthin flüchteten und auf die geflüchteten Tutis aus vergangenen Jahren trafen. Eigentlich dauern die Konflikte des Ostkongos bis zum heutigen Tag an. Insgesamt forderten sie bereits sechs Millionen Opfer. Aber darüber erfahrt ihr mehr in einem anderen Bericht.

 

Paul Kagame schaffte die Meinungsfreiheit in Rwanda ab. Sein Ziel war es, zukünftig Hassreden zu unterdrücken, denn diese leisteten Anfang der Neunziger einen großen Beitrag zum Genozid an den Tutsi. Er duldet keinerlei Rassismus, dies wird hart bestraft.

 

In Burundi waren lange Zeit Motorräder verboten, da der Präsident der Meinung war, Motorradfahren wären Aufständische. Rwanda hingegen entwickelt eigene Motorräder mit der Rwanda Motorcycle Company, mit vollständiger Wertschöpfungskette.

 

Die Entwicklungshilfen für Burundi wurden 2015 eingestellt und Sanktionen von den westlichen Ländern verhängt. Der ausschlaggebende Punkt war, dass Nkurunziza zu Beginn seiner Amtszeit behauptete, sein Land demokratisch regieren zu wollen. Jedoch entwickelte sich die Sache ganz anders. 2015 wurde er gegen die Verfassung erneut als Präsident ernannt, obwohl diese nur zwei Amtszeiten erlaubt. Er ernannte sich selbst und gab sich den Namen „Der ewige Führer“. Es kam zu Unruhen mit 80 Toten und 170.000 Einwohner mussten fliehen. Seit Beginn der Krise flüchteten über 260.000 Menschen. Sie finden beispielsweise Zuflucht im Camp Nyarugusu, in Tansania; eines der größten und bekanntesten Flüchtlingslager. Heute sind jedoch hauptsächlich Geflüchtete aus dem Ostkongo im Camp Nyarugusu.

 

Man hörte von Menschenrechtsverletzungen, Kindersoldaten, Menschenhandel, Hinrichtungen und Vertreibungen in Burundi. Als diese genauer untersucht werden sollten, trat Burundi kurzerhand aus dem „Bund des Internationalen Strafgerichtshof“ aus und ist somit das einzige Land, das eingetreten war und später seine Mitgliedschaft wieder kündigte. Burundi hat kaum eine funktionierende Wirtschaft. Zudem ist diese seit einigen Jahren weiter rückläufig, da auch ausländische Firmen ungern in instabile Länder investieren.

In Ruanda wird Paul Kagame angeblich jedes Mal mit über 90% der Stimmen wiedergewählt. Durch einen „Volksentscheid“ wurde auch hier die Verfassung geändert und die zwei Legislaturperioden aufgehoben. Trotzdem trägt er offenbar viel zur Stabilisierung des Landes bei. Rwanda ist im „Doing Business Ranking“ ist Rwanda auf dem besten Platz in ganz Afrika und sogar besser als manch Europäisches Land. Der Tourismus wird ausgebaut, es entstehen ausländische Hotelketten. Es ist einfach Kredite zu bekommen und Firmen zu registrieren. Das macht sich auch beim CPI, dem (Korruptionswahrnehmungsindex) bemerkbar. Von 180 Ländern liegt Rwanda auf Platz 49 und Burundi auf 165. Rwandas Hauptstadt Kigali gilt als sicherste Stadt der Subsahara. Dazu ist sie eine der saubersten Städte und dient als Vorbild für alle anderen afrikanischen Länder. Die 2005 gestartete Umweltschutzbehörde greift hart durch bei illegaler Müllentsorgung, schlechter Mülltrennung. Plastiktüten sind im ganzen Land ebenfalls verboten. Das geht sogar so weit, dass die Einwohner verpflichtet sich, jeden letzten Samstag im Monat Müll in ihrer Umgebung zu sammeln. Selbst der Präsident hilft dabei, wenn die Kamera läuft. Wie die Kontrolle abläuft konnten wir nicht herausfinden, aber vermutlich hat das Ganze eine Eigendynamik entwickelt, so, dass es auffällt, wenn der Nachbar zuhause bleibt. Länder wie Tansania und Kenia ziehen langsam nach, da sie die „African Flower“ verhindern möchten. Gemeint sind Büsche und Gräser am Straßenrand, die durch die sich dort sammelnden und umherwehenden bunten Mülltüten „blühen“.

 

2020, kurz vor der Wiederwahl starb Nkurunziza plötzlich an einem Herzinfarkt und seine Partei wählte seinen General und loyalen Anhänger Evariste Ndayishimiye im Juni 2020 zum neuen Präsidenten des Landes Burundi. Auch diese Wahl war durch Gewalt und Corona-Einschränkungen geprägt.

 

Paul Kagame ist nun seit 22 Jahren Präsident und so wie es aussieht, wird er seinen Job noch länger durchführen, theoretisch bis 2034. 2018 war er Präsident der Afrikanischen Union und ist seit 2022 Vorsitzender des Commonwealth of Nations. Durch Kagame kam es zu einem wirtschaftlichen Aufschwung und zu einer Stabilisierung des Landes. Man kann sagen, Paul Kagame ist ein guter Präsident und hat alles richtig gemacht. Es ist aber nicht alles Gold was glänzt. Offenbar sind ihm vor seiner Amtszeit Menschrechtsverletzungen während der Zeit bei der RPF (Ruandisch Patriotischen Front) und während seiner Zeit als Präsident, Rohstoffausbeutung im Nachbarland Kongo sowie während der Ostkongo-Kriege Massaker an der Zivilbevölkerung, zuzuschreiben. Es existieren immer noch politische Unterdrückung und die Abschaffung der Meinungsfreiheit ist ebenfalls mehr als fragwürdig.

 

Beide Länder zeigen auf, wie wichtig Politik sein kann. Heutzutage ist das BIP in Rwanda vier Mal besser als in Burundi. Die politische Lage ist in beiden Ländern sehr spannend und ich werde die Entwicklungen weiterhin verfolgen und drücke natürlich die Daumen für eine bessere Zukunft.



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