Kurz vor Abfahrt öffnete ich die Kühlerhaube und zog den Ölpeilstab heraus. Die Markierung war zwar im grünen Bereich, dafür entdeckte ich einen halb aufgelösten Keilrippenriemen. Mist, das war nun schon der zweite innerhalb von 600 Kilometern.
Ich ließ die Motorhaube offen, ging zu Micha, die innen bereits alles zusammengepackt hatte und sagte: „Erstmal geht es nicht zum PCR-Test-Partyzelt“. Denn zuerst wollte ich mich um das Auto kümmern. Nicht, dass wir den Test umsonst machen, sollten wir den Landy nicht innerhalb des gültigen PCR-Testintervalls wieder flott bekommen. Schließlich kostet der PCR-Test auch hier € 42,-- pro Person.
Den ersten Keilriemen hatte ich bereits in Khwai im Okavango Delta getauscht. Da dachte ich mir noch nicht viel dabei. Nach 70.000 Kilometer ist ein defekter Keilriemen zwar ganz schön früh, aber mit viel Staub und Sand kann er schon mal früher verschleißen. Schließlich war er auf der Seidenstraße schon mit dabei. Also kontrollierte ich dieses Mal auch die Ursache. Und die war schnell gefunden.
Der Schaft der Servopumpe bewegte sich axial, etwa 4 mm, nach vorne. Das daran befestigte Servopumpenrad, das vom Keilriemen angetrieben wird, lief somit nicht mehr mittig und arbeitete den Keilriemen auf der nicht mehr mittigen Führung auf. Beim Wiedereinbau des verschlissenen, aber noch funktionierenden Keilriemens, habe ich dann versehentlich ein Verbindungsteil aus porösem Plastik für das Kühlwassersystem zerbrochen. Schon ergossen sich in Sekunden etwa 1,5 Liter Kühlwasser über meine Füße auf den Boden. Na super, es kommt immer doppelt. Provisorisch konnte ich das Ganze mit einem Teil aus unserem Trinkwassersystem schnell wieder flicken. Wasser nachgefüllt und das Auto war für kurze Strecken wieder fahrbereit, um auf Ersatzteilsuche zu gehen. Die kleinen Ersatzteilgeschäfte in Kasane konnten mir leider nicht behilflich sein. Da sie Teile für alte Land Rover nicht mehr führen. Im Baumarkt, naja, was man hier als Baumarkt bezeichnen kann, wurde ich aber dennoch fündig. Im Regel für Druckluft fand ich eine T-Verbindung aus vier Metalteilen. Das derzeitige Provisorium bestand aus Plastik vom Garten Kölle aus der Gartenteich Abteilung. Für unser Frischwassersystem vollkommen ausreichend, aber bei 90 Grad heißem Kühlwasser bestimmt nicht lange haltbar. Nach dem zweiten Anlauf, mit gefühlten 50 Metern Teflonbandn war der Kühlkreislauf wieder zu 97 % dicht. Erstes Problem gelöst, jetzt ging es wieder um die Servopumpe.
Ziemlich schnell war klar, dass wir eine neue Pumpe benötigten. Eine Reparatur wäre wahrscheinlich nur bedingt möglich. Nelly Byrd gab mir einen Kontakt von einem Land Rover Teilehändler in der Hauptstadt Gaborne.
Also rief ich dort an und hörte eine erfreuliche Nachricht: Eine gebrauchte Servopumpe wäre vorrätig. Er könne auch eine neue aus Südafrika bestellen. Dauert aber mind. eine Woche und kostet € 650,-. Das waren gleich zwei Punkte, um mich für die Gebrauchte zu entscheiden. Rechnung erhalten, überwiesen und am nächsten Tag wurde der Kurier auf die etwa 930 Kilometer lange Reise geschickt. Mit nur einer Stunde Verspätung am nächsten Tag, hatte ich das Bauteil in der Hand. Der Preis für den Kurier: Etwa € 11,--
Morgens ging es um acht Uhr in die Werkstatt und wir tauschten gemeinsam das Teil aus. Nach zwei Stunden war es auch schon erledigt. Servoöl aufgefüllt, Motor gestartet und die gebrauchte Servopumpe lief perfekt. Werkzeug wieder verräumt und ab zum PCR-Test. Einen Tag später holten wir unsere negativen Testergebnisse ab und es ging gleich weiter bis kurz vor die Grenze. Die Einreise am nächsten Tag verlief einfach und unspektakulär. Innerhalb von 40 Minuten war alles erledigt, wenn niemand vor uns gewesen wäre, hätten wir es in 30 Minuten geschafft.
Im Caprivi-Streifen, im Mudumu NP, hat man die Möglichkeit wieder Hippos und Elefanten zu sehen. Die namibische Seite vom Okavango Delta. Wir ließen aber den Nationalpark aus, besichtigten die Popa Falls (eigentlich eher ein Fluss als Wasserfälle) und fuhren zum Mobola Island Camp und blieben unsere bekannte Extranacht. Die Lage war total toll und die kleine Bar auf der Insel mit Blick über den Okavango Fluss auf Angola war einfach zu schön.
Früh wollten wir starten, saßen im Auto, ich drehte den Zündschlüssel und der beruhigende Klang des Anlassers blieb leider aus. Zum Glück waren wir auf einem Campingplatz. Das Auto schnell für 15 Minuten an die Steckdose gehängt und den Motor gestartet. Auf der etwa 480 Kilometer langen Etappe konnte ich mir Gedanken machen, warum wir schon wieder Probleme mit dem Auto hatten, die es zu reparieren galt. Wir haben ein Dual Batterie-System. Kurz erklärt: Eine Batterie ist nur zum Starten und die zweite Batterie ist eigentlich nur für alle Verbraucher in der Wohnkabine. Beide Batterien sind mit einem Batteriewächter überbrückt. Das heißt, sollte die Bordbatterie leer werden, wird nicht die Starterbatterie angezapft, da wir diese natürlich immer zum Starten benötigen. Geladen werden beide Batterie durch Fahren, 220 Volt Steckdose oder durch unsere Solarpanels (wir standen die ganze Zeit über im Schatten unter einem Baum). Es stellte sich heraus, dass der Batteriewächter hinüber ist. Also habe ich das Batteriesystem mit einem nicht belegten Batterieschalter auf einen manuellen Betrieb umgebaut. Jetzt müssen wir, sobald wir stehen, den Hebel ausschalten und wenn wir fahren wieder einschalten. Das manuelle System hat sich schon in Südamerika und auf der Seidenstraße bewährt und wird in Zukunft auch so bleiben.
Zwei Tage später hielt die Batterie ihre Spannung nur noch für 30 Minuten. Also Batterie im Arsch. Das war auch ein Grund warum das Fahrzeug nach nur zwei Tagen nicht mehr angesprungen ist. Eine neue Batterie musste her und wir wurden in Tsumeb bei AGRA COOP fündig. Vor Ort gleich ausgetauscht und die Reise ging noch am selben Tag zum Etoscha NP. Die 1100 Kilometer von der Grenze bis zum Etoscha Park legten wir trotz der Batterieproblem für unsere Verhältnisse sehr zügig innerhalb von 7 Tagen zurück. Dazwischen besichtigen wir in Grootfontein, den mit 60 Tonnen schwersten-Meteorit, der je gefunden wurde. Bei Tsumeb schauten wir uns den kleinen See Otjikoto an. Einen von zwei Seen in Namibia, die dauerhaft Wasser führen. Der See ist dafür bekannt, dass noch heute zahlreiche Kanonen und ein ungeöffneter Tresor aus dem Jahr 1951 darin liegen. Als die Deutschen Schutztruppen sich zurückziehen mussten, versenkten sie einen Großteil ihrer Ausrüstung, damit sie den Südafrikanern nicht in die Hände fällt.
Einst war der Etoscha Nationalpark mit fast 100.000 qkm der größte Nationalpark der Welt. Im Laufe der Jahre wurde er auf 22.270qkm reduziert, ist aber immerhin noch halb so groß wie die Schweiz oder 8,6 mal so groß wie das Saarland (uns ist aufgefallen, das Flächenangaben immer mit dem Saarland verglichen werden..). Durch die Verkleinerung hat man die Migration der Tiere in das wasserreiche Angola zur Trockenzeit verhindert. Um Ausgleich für die Tiere zu schaffen wurden zahlreiche Brunnen gebohrt, um künstliche Wasserlöcher zu erstellen. Für die Touristenstraßen mussten weitere Löcher ausgehoben werden, die sich zur Regenzeit mit Wasser füllten. Diese wurden zu einer Brutstätte für Milzbrandbakterien. Innerhalb von kurzer Zeit starben viele Elefanten, 10% der Zebras und fast 30% der Gnus. Super, tip top alles richtig gemacht!
Zum Glück erholte sich der Bestand wieder rasend schnell und man konnte den Milzbranderreger wieder in den Griff bekommen. Man trifft sogar wieder sehr häufig auf Spitzmaul-Nashörner. Der Bestand wurde durch Wilderei in den letzten 40 Jahren um mehr als 90% reduziert. Hier erfahrt ihr mehr über die schützenswerten Rhinos.
Der Etoscha hat uns nicht enttäuscht. Natürlich haben wir mal wieder keine Geparden und Leoparden angetroffen. Es gibt Overlander, die fahren in zwei Tagen durch den Etoscha und durch das Okavango Delta und sehen Leoparden, wir nicht. Dafür sahen wir große Herden mit Giraffen, Elefanten, Zebras, Gnus, Antilopen, Strauße, Oryx, Kudus und häufig Löwen sowie Breitmaul- und Spitzmaul Nashörner. Die Campingplätze im Park haben eigene Wasserlöcher, daher können wir die Plätze Halali und Okaukuejo sehr empfehlen. Die Zahl der europäischen Touristen nimmt wieder deutlich zu, aber bei weitem nicht mit Prä-Corona vergleichbar. Dies liegt wahrscheinlich an der derzeitigen Inzidenz in Deutschland von fast 300 und in manchen Landkreisen sogar über 1000. In Namibia liegt der Wert derzeit bei 2,5.
Nach sieben Tagen Etoscha freuen wir uns schon auf den Kruger NP im nächsten Jahr, in dem wir etwa 10 Tage bleiben möchten, hoffentlich dann mit Leoparden und Geparden.